Helke Meierhofer-Fokken

Ode an den Mond

Mond, Du wandelbares Gestirn,
zeigst Dich als Sichel am Himmel,
als Halbmond und als Scheibe
in vollendetem Rund.
Du verschwindest,
um wiedergeboren zu werden.
Niemand versinnbildlicht
das Mysterium von ’Stirb und werde’
so einleuchtend wie Du,
faszinierender Mond.
 
Du wandelst unbeirrt
Deine Bahn am Himmel
seit Millionen von Jahren,
umgibst Dich mit funkelnden Sternen,
verbirgst Dich hinter ziehenden Wolken,
und von Zeit zu Zeit,
wenn Dir die Erde ‚in der Sonne steht’,
hüllst Du Dich gänzlich in Finsternis.
 
Seit jeher ziehst Du die Menschen
in Deinen Bann, Mond.
Du wurdest besungen und bedichtet,
unzählige Lieder und Verse
künden von Deinem Geheimnis,
Märchen bezeugen Deine Weisheit,
Legenden Deine Macht.
 
Dein Zauber beschert so manchem Schläfer
eine unruhige Nacht.
Du lässt Träumende schlafwandeln
im Banne Deines Lichts.
Du lockst Liebende mit deinem Glanze,
lauschst ihren Treueschwüren
und ziehst unbeirrt weiter,
vollendest Deine Bahn,
seit Millionen von Jahren.
 
Du bist Herr der Gezeiten, Mond,
bestimmst Kommen und Gehen
von Ebbe und Flut.
Nach Deinen Gesetzen
weichen die Wasser ins Meer,
um zurückzukehren in ewigem Wechsel,
 seit Millionen von Jahren.
 
Vor mehr als vierzig Jahren
setzten Astronauten
ihren Fuss auf Dein Reich, oh Mond.
’Ein kleiner Schritt für einen Menschen’,  sagten sie,
’Ein grosser Sprung für die Menschheit’.
Millionen von Menschen wurden Zeuge,
fühlten sich erhaben und stolz.
Gelang es der Wissenschaft,
Dich zu entzaubern, Mond,
Dich Deiner Geheimnisse zu berauben?
Deine dunklen Flecken, heisst es,
seien Gebirge, Krater und Seen?
 
Die Poesie trägt den Sieg davon!
Wir sehen weiterhin den ‚Mann im Mond’,
der sein Reisigbündel auf dem Rücken trägt
seit Millionen von Jahren.
Wo sonst sollte Maikäfer Sumsemann,
den alle Kinder lieben,
sein verlorenes Beinchen wiederfinden?
Wo sonst sollte ’Peterchens Mondfahrt’ enden?
Den ungestümen Häwelmann wollen wir auch nicht missen,
der sein Nachthemd zum Segel bläht
und den Du auf einem Deiner Strahlen
in den Himmel geleitest
und wieder zurück zur Erde.


Wir wollen weiterhin Märchen hören,
die so wundersam beginnen wie dieses:
’In alten Zeiten,
als das Wünschen noch geholfen hatte,
wünschte sich ein Mädchen
einen Mond.’
 
 
Vorliegender Text entstand in einer Schreibwerkstatt. Aufgabe war, ein Gedicht über den Mond zu schreiben, das alle seine Facetten widerspiegelt.
 

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