Patrick Rabe
Tom-Liwa-Konzert
(eine total verlaberte und aus Protest im Tom-Liwa-Stil gehaltene Reflexion)
Ich schaue mir auf youtube 'n Tom-Liwa-Konzert an,
und denke mir, während ich zuseh: Ganz schön vergnaddelt, der Mann.
Er rechnet ab mit Neil Young und Bob Dylan,
sagt, die nehmen viel Geld und schmeißen nur Pillen,
und dass er mal an sie geglaubt hat, kann er nicht versteh'n,
er kann jetzt freihändig Fahrrad fahr'n und alleine pinkeln geh'n.
Mensch, Tom, mit dir geht's mir ja nun sehr ähnlich,
ich fand deine Songs immer schön und ungewöhnlich.
In ihnen wohnte oft genug eine heilsame Kraft
und viel Humor, der wortgewandt ganze Welten schafft.
Doch dies Gemecker über Kollegen, die reicher sind als du,
is ooch keene Liebe, nee, daraus wird kein Schuh.
Oft ist genau das, woran man glaubte, das was einen am Meisten enttäuscht,
die 90er war'n ne Zeit des Aufbruchs, irgendwie jungfräulich und keusch.
Die Mauer gefallen, Apartheit abgeschafft,
man glaubte an 'nen Neubeginn, an eine gute Kraft.
Viele kamen spirituell auf einen heißen Trip
und baten Ahnen oder Aliens: "Ihr Kumpels, nehmt uns mit!"
Doch war'n das wirklich Downloads aus dem Hyperraum,
sind wir nun alle erleuchtet und frei von sämtlichen Beschwerden,
oder haben wir jetzt 'n riesigen Kater und sind immer noch Menschen auf Erden?
Auch Evangelikale sind nicht wirklich erlöst und frei,
und der heilige Spiritus macht nur kurzzeitig high.
Das Leben ist irdisch, kein Gottes-Disneyland, aus der Traum!
Ich bin barfuß durch die Hölle gelatscht, nur um herauszufinden:
Ein Baum ist ein Baum, keine Geister in der Rinden'.
Eine Kuh ist eine Kuh, auf der Wiese sie frisst,
morgens Sonne, abends Sterne, alles ist, wie es ist.
Und das ist doch erleichternd, befreiend und schön,
nicht immer hinter allem noch was and'res zu sehn!
Tom Liwa zupft die Saiten, lästert Young und lästert Dylan,
und ich denk mir, bitteschön, der Mann hat ja 'nen freien Willen,
doch ich muss das nicht mögen und mir seine Platte nicht kaufen,
er gibt ja selber zu, "Blood on the Tracks" ist besser als saufen.
Ich freu mich auf Bob im November, koche Kaffee, ja und dann
hör ich mir aus Nostalgie 'ne alte "Flowerpornoes" an!
© by Patrick Rabe
Mi, 7. Oktober 2015, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2015.
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