Lothar Krist
Foltern ist schön!
Wände zittern, Schreie brechen,
dicke Mauern schlucken ihren Hall.
In tiefen Kellerlöchern,
die sonst ohne Licht,
schließt man Elektrokabel,
so ununvorstellbar,
an menschliches Geglieder an,
das dann hüpft,
so helle Funken spritzt,
und so lustig zuckt
und sich wie ganz von selbst
auf Erinnerungsfotos
von Folterknechten spuckt.
Nein, nein, das darf nicht sein!
Das ist gelogen! Mit Sicherheit!
Man ist doch Gutmensch,
amerikanischer,
und ein Gutmensch tut Das nicht.
Na, wenn Herr Bush es sagt,
man glaube ihm,
es wird wohl doch
ein schwerer Irrtum sein.
Doch siehe da:
So Bilder müssen sein!
Der Freund zu Hause,
der liebe Papa, die brav’ Mama
woll’n doch Was seh’n
vom fernen Krieg, vom Schmerz,
und ihrer süßen Kinder Spaß
und dieses schlimmen Feindes Pein.
Saddams Gefängnis - eine Folterhölle,
ist nun in des Befreiers Hand.
Man stell sich vor:
Der Irak ist endlich frei!
Und die Demokratie,
eine westliche Errungenschaft,
schafft endlich freie Wahl!
Sogar Gefangene
dürfen nun endlich wählen:
Ohr abschneiden oder Zumpferl ab.
Auch ein Auge ist gern ausgebrannt.
Auch der Feminismus hat gesiegt,
auch Frauen dürfen endlich ran:
brennende Zipferl brennen besser,
wenn das Feuer kommt aus Wärterinnenhand.
Auch Europa will mitleiden
und ein paar Finger oder Zehen
von bösen Terroristen schneiden.
Es ist so traurig, aber wahr:
ein geisteskranker Weltpolizist
bringt nun den Weltfrieden in Gefahr.
Und als Dichter,
o du armer Hund,
da haut es dir den Vogel raus,
es bleibt dir nur noch eins:
Das Zynikum.
Welch Graus!
© Copyright by Lothar Krist (5.5.2004 von 22.55 – 23.45 Uhr im Smaragd)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.05.2004.
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