Großer Gott

Sie alle glauben dich zu kennen,
du unerforschter großer Gott.
Missbrauchen dich für ihre Meinung,
ziehn predigend von Ort zu Ort.

Fast jede Religion der Erde
hat dich in ihrem Buche stehn
und meinet ganz genau zu wissen,
wie wir wandeln solln und gehn.

Ob Christ, ob Moslem oder sonst wer,
sie alle stellen Regeln auf
und mahnen andre, sich daran zu halten.
Obwohl, die meisten pfeifen drauf.

Man unterdrückt in deinem Namen,
ficht blut'ge Kriege aus und glaubt dabei,
dass man durch solche schlimmen Taten
ein durchaus heil'ges Wesen sei.

Sie alle tragen dich in ihrem Munde,
ahnen nicht, wie fern sie dir in Wahrheit sind.
Die Welt erbebt in großem Schrecken,
man mordet, wütet und - ist blind.

Ja, alle glauben dich zu kennen
und doch hat keiner dich erkannt.
Sonst hätten sie statt ihrer Regeln
nur deine liebend angewandt.

(c) H. Aberle

 

Die Broschüre irgendeiner Glaubensgemeinschaft, vorgefunden in meinem Briefkasten, inspirierte mich dazu dieses Gedicht zu schreiben. Obwohl ich nicht dieser Gemeinschaft angehöre, habe ich dieses Heft gelesen. Und wie so oft - nein, wie stets - wurde auch in diesem Flyer dem Lesenden suggeriert: "Nur wenn du an das glaubst, an was wir glauben, und auf das hörst, was wir dir sagen, dann - und nur dann - wirst du teil an Gottes Plan haben und in dem Königreich, dem wir entgegen sehen, ewig leben." Es gibt soundso viele Religionsgemeinschaften, soundso viele Glaubensrichtungen und alle behaupten von sich dasselbe und predigen das gleiche. Und dies so oft mit Hass und Gewalt andersdenkenden gegenüber. Wann wird der Mensch begreifen, dass wir Geschöpfe eines Gottes und alle eins sind?Helga Aberle, Anmerkung zum Gedicht