Patrick Rabe

Am Altar

Ich hab schon in Kaschemmen getanzt bei den Damen vom roten Licht,
und die Mädchen, die die Betten bezieh'n, verachtete ich sicher nicht.
Ich war der Sängerkönig vom Kiez für die drei an der Theke mit Bier,
im "Clochard" setzte ich das Singen fort, es ging meistens so bis vier.
 
Ich reiste durch viele Welten, manche drogeninduziert,
andere hab ich mit körpereig'nen Substanzen halluziniert.
Ich war in der geschlossenen Anstalt und auf der großen Freiheit auch,
doch die Brise des Südwinds hielt die Balance, so fiel ich nie auf den Bauch.
 
Mal war ich ganz "Bürger" mit geregeltem Leben, ging täglich ins Büro,
mal war ich Boheme mit Creme de la creme, das passte dann ebenso.
Ich trank meinen Kaffee am brühheißen Rechner, mein Chef lobte sehr mein Geschick,
und Abends durchstreifte ich hungrig die Kneipen, auf der Suche nach einem F*ck.
 
Ich kannte die Teufel, kannte die Engel, sang in so manchem Chor,
doch solo war es mir immer lieber, besonders, wenn ich verlor.
Meine Freunde war'n beinharte Nietzscheianer und Hasser der Religion,
doch ebenso pfingstliche Superchristen bedachte ich nicht mit Hohn.
 
Ich hab vor dem finsteren Abgrund gestanden, der unsere Welt durchmisst,
und der jene, die lang in ihn schauen, hinabzieht, erbarmungslos frisst.
Ob Gandhis, ob Luther Kings Opfer geschrieben ins heilige Buch,
oder verwehten vor hässlichen Fratzen, zu ergründen ich nicht mehr versuch.
 
Denn die Welt steht am Rande und Shiva, er tanzt noch, und Christus trägt unsere Last,
und wieder weh'n in deutschen Landen die schwarzbraunen Flaggen am Mast.
Der Krieg eskaliert und das Klima erwärmt sich und der Satan, er bleibt unerkannt.
Ich bete, sie möge beständig uns schützen, die rettende, gnädige Hand.
 
Das ich bereue, was ich so getrieben, ist nicht jeden Falles der Fall,
nur immer dann, wenn mir Liebe misslang, rief ich traurig ins ewige All.
Ich tat, was ich tat, muss es heut nicht mehr tun, vielleicht bin ich weise, nicht schlau,
ich stehe als Bräutigam vor dem Altar, die Liebe wird heut meine Frau.
 
 
 
 
Liebe Grüße an alle Paniknasen, die auf Udos neues Album warten. Vielleicht waren da wieder ein paar Eierlikörchen im Getriebe.
 
 
 
© by Patrick Rabe
Freutag, 4. März 2016, Hamburg
 

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