Andreas Vierk

Meditation auf die Farbe Hellblau 4-6






IV
 
Du treibst im Strom, anstatt umher zu irrn.
Gestrafft vor Tau sind die Gedankenschwingen.
Und schweigst du, hörst du hell die Stille singen
und zart die Bachlibellenflügel sirrn.
 
Und machmal harrst du aus mit den Forellen
und gibst dich ihren Wellenspielen hin.
Du fragst den Kiesel nach dem letzten Sinn,
und deine Haut tanzt über Wehr und Schnellen.
 
Und deine Augen gehen über’n Halm
ins Wurzelwerk bis in den kleinsten Zwirn.
Der Blick der Iris wird zum Kirchenbau,
 
das Molekül singt ihm den Hirtenpsalm.
So wird zuerst das Gras der Wiese blau,
dann steigt der Atem wie ein Meer ins Hirn.
 


V
 
Dann steigt der Atem wie ein Meer ins Hirn,
du hauchst die Bläue in die Pappelzweige
und in die Vogelkehlen. Wirst zur Geige.
Wirst linder Segelwind und Bienensirrn.
 
Du gibst den Wellenrausch von Mund zu Mund
und baust Basiliken aus lauter Küssen
und hältst das Lied zurück vom Sterbenmüssen
in Meereshorizont und Erdenrund.
 
Du atmest ein, als würdest du ertrinken
an Honigtau und heißem Sonnenlicht.
Atme nur ruhig, noch versinkst du nicht
 
und wirst an Gottesbläue nicht zuschanden!
Das Meer ist nah. Rührts schon an deine Klinken?
Zunächst scheint es von Ferne an zu branden…
 


VI
 
Zunächst scheint es von Ferne an zu branden:
was blau und hell ist, Wind und Ozean.
Was dich erschauern lässt, das bricht sich Bahn,
fegt über dich und tilgt, was abgestanden.
 
Bleib dennoch du. Bleib ruhig und gelassen.
Gleich einer Sonnenknospe strahlt dein Licht.
Die Wogensichel saust, doch tilgt es nicht,
noch kann es Angst und Schuld jemals erfassen.
 
Denn was im Seeleninnern ist vorhanden,
kann nur des Gottes Gegenwart erschüttern
und spiegelt alles an der Außenhaut.
 
Vor Ihm ist nur ein freudiges Erzittern,
der erst wie eine Tiefe in dir blaut,
um wie ein Fluggerät in dir zu landen.
 
 

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Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

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