Kauboy Blues

Schon als Säugling hatte ich nur das kleine Ding im Blick
und saugte daran eifrig mit dem Mund,
ihr könnt mir glauben: nichts hielt mich davon zurück,
auch nicht mein Vater, denn ich kaute Mamas Zitze wund:
 
Schau mal  der kaut ja immer auf demselben Ding herum,
Sieh mal der kaut ja immer auf demselben kleinen Ding.
 
Dann in der Schule klebte ich ein kleines Ding
unter die Bank, holte es in der Pause wieder hervor und fing,
dann wieder an, und schob es lässig in den Mund,
das tat der Klassenlehrer meinen Eltern kund:
 
Ihr Sohn der kaut ja immer auf demselben Ding herum,
der Kerl der kaut ja immer auf demselben kleinen Ding.
 
Und als ich dann erwachsen wurde, war ich noch immer in der Phase
Und holte ganz genüsslich Popel für Popel aus der Nase,
und steckte sie mir danach gern in den Mund,
ich fand das cool, doch mein Chef fand das nur ungesund:
 
Sie kaun ja immer auf demselben Ding herum,
Sie kaun ja immer auf demselben kleinen Ding.
 
Und lieg ich heut im Bett mit meiner Frau,
dann kommt es mir so vor wie damals als Säugling
ich finde ihre Brust und in der Mitte ist das rosa Ding,
an dem - Sie haben’s schon erraten - ich so gerne kau:
 
Schatz du kaust ja immer auf demselben Ding herum,
Schatz du kaust ja immer noch an meinem kleinen Ding.
 
Und wenn ich dann im Grab lieg und die Würmer mich verdauen
Dann sieht man dort einen kleinen Wurm ganz emsig an mir kauen.
Und alle anderen Würmer rufen laut:
Nun schaut doch mal worauf der kaut!
 
Igitt der kaut ja immer auf demselben Ding herum,
Ogott der kaut ja immer auf demselben kleinen Ding.
 
Und wenn ich dann vor Petrus an der Himmelspforte steh‘
und alle die vielen Engel im Himmel spielen seh‘,
dann rufen die – und Petrus stimmt mit ein: Du musst die irre Type sein,
die immer auf dem Dingen kaut, nee, du kommst hier nicht rein,
du bist uns zu versaut!
 
Denn du bist der Kauboy, kaust immer auf demselben Ding herum,
ja du bist der Kauboy, kaust immer auf demselben kleinen Ding.
 
© Bodo Mario Woltiri