Patrick Rabe

Wünsch dir was, Ilsebill (Warnung vor Esoterik)

Man sagte mir: die Macht der Gedanken,
sie überwinde alle Schranken,
was du dir wünschst, das wird auch wahr,
erschaff die Welt, sei selber Zar.
Da wünschte ich so vor mich hin,
und dachte bald, da liegt der Sinn.
Die Milch beim Bäcker und ein Tisch
im Restaurant, ein Fisch
zum Mittag in der Mensa,
ich dirigierte die Gespensta,
hielt mich bald für omnipotent,
entschied gar, ob die Sonne brennt,
ob Regen fällt, ob Winde weh‘n,
es wirkte stets, meint‘ ich zu seh’n.
 
Doch manche Wünsche klappten nicht,
in mein Geheimnis kam kein Licht,
die Freundin, sie blieb nicht bei mir,
bei Aldi gab’s kein Dosenbier.
 
Man sagte mir, mein Glaube sei
nicht stark genug, nicht stark wie zwei.
Ich wünschte überdies nicht richtig,
und was nicht klappte, sei nicht wichtig.
Erst, wer sich selbst ganz kontrolliere,
beherrscht‘ der Elemente Viere!
 
Ich also war kein Zaubermeister?
Zu schwach war meiner Wünsche Kleister?
Zu groß war meine Ungeduld?
Wurd‘ was nicht wahr, dann war ich schuld?
Ich weinte, denn der Druck war groß,
da war den Wünschehype ich los.
 
Der Mensch sei seines Lebens Schöpfer,
erschaffe selbst das ganze All?
Bin ich dann etwa auch der Töpfer,
der Fukushima gab den Knall?
Bestimme ich, wer stirbt, wer lebt,
bin ich am Ende selber Gott?
O nein, ich bin ein Mensch auf Erden,
nur knapp entronnen dem Schafott.
 
Und erst das Lehnen an die Mächte,
die größer sind als ich, hat Ruh gebracht,
jetzt stärkt mich Gott durch seine Rechte
und leitet mich zum Tag durch meine Nacht.
Wie glücklich bin ich, dass ich bloß Geschöpf bin
und nicht der Dirigent von diesem Spiel,
im Ozean bin ich ein Tröpfchen.
Des Fischers Frau heißt Ilsebill.
 
 
 
© by Patrick Rabe
So, 3. April 2016, Hamburg.
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.04.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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