Alina Jeremin
Flucht
Geflohen bin ich vor Familie, Freund, Bekannte.
Versteckte diesen Schmerz, der ewig in mir brannte.
Ich suchte nur die Ruhe, doch fand die Einsamkeit.
Habe kaum gelebt, doch war zum Sterben nicht bereit.
Zog mich zurück von Menschen, die mir nichts Schlimmes taten,
versteckte meine Seele, aus Angst vor üblen Taten..
Durch Erfahrung, die ich machte, mit sogenannten Freunden,
zog ich um in das Exil – Schutz vor verhüllten Feinden.
Mein Panzer wurde dicht und hart, hielt der Belastung stand.
Das Lächeln ist schon fast perfekt, welch himmlisches Gewand.
Die Mauer, die ich baute, wurde schon meterhoch vermessen.
Das „ich“, das ich beschützen wollt’, hab ich bereits vergessen.
Niemand merkte, dass ich floh, mein Körper war noch da.
Sie sprachen, lachten, weinten, doch waren mir nie nah.
Ich sprach oft mit und lachte laut, doch weinte ich nicht mehr.
An mich ran wird nie wer kommen, doch merken sie’s nicht sehr.
So unauffällig wie ich ging, fing niemand an zu suchen.
Geschickt wie ich es angestellt, hört’ keinen ich je rufen.
Man sieht nur was man sehen will, so bin ich nun soweit,
mich von allen abzuwenden. Längst war es an der Zeit.
Verlassen werde ich nun ganz Familie, Freund, Bekannte.
Den Schmerz vielleicht vererben, der bisher in mir brannte.
Ich suche nur die Ruhe, doch folg der Einsamkeit.
Keine Chance mehr zu bereden: Die Kluft ist schon zu breit.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.05.2004.
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