Horst Lux
Der Hexenturm
Ein wunderschöner Sommertag,
Hoch auf ragt in den Himmel
der Hexenturm aus alten Tagen
am Rande halb zerfallener Mauern.
Aus eines alten Mannes Munde
erfahr die Mär ich ungeschminkt
vom Schicksal vieler Hexen
dieser schönen alten Stadt.
Das Grauen sitzt noch tief
in modrigen Gewölben.
Aus tiefdunklen Verliesen
geistert noch in vielen Köpfen
das teuflisch lodernd Feuer.
Und immer noch schürt
der Henker das glühende Eisen
wie in vergangener Zeit.
Rostbraune Flecke dort
an den Wänden zeugen
von Qualen und Schmerzen,
erlitten in einsamen Nächten,
in denen Verzweiflung
das einzige Brot war
und Hass das einzige
Wasser des Lebens.
Als ich diese grauenerregenden
Mauern wieder verliess,
verfolgten mich deren Bilder
noch Nächte lang in Gedanken
der Trauer und des Entsetzens.
Gern würde ich heute
die Richter von damals befragen,
warum hier so Grauenvolles geschah.
Wie gut nur, dass gestern und heute
so fern voneinander bestehen.
Wie sonst könnten Menschen
voller Neugier die Stätten
ruhigen Herzens besuchen,
wissend, dass in diesen Mauern
entsetzliches Unrecht
von Menschen an Menschen geschehen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.05.2016.
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