Patrick Rabe

Gewitter

Komm zu mir meine Schöne,
lang war der Tag, heiß ist die Nacht.
Kühle verspricht der Regensturm auf meinem Balkon.
Doch wir wollen das Feuer nicht löschen,
sondern sein wie kamasutrische Blitze und tantrischer Donner,
kraftvoll, entfesselt und wild,
hemmungslos in sündiger Unschuld,
explodierend in die Freiheit des entgötterten Himmels.

Warst du das kleine Mädchen im Mohnfeld,
dass sein Blut vergoss in der Ruine am Wegrand
als der Freund dir sein Indianerehrenwort gab,
dir immer treu zu sein?
Wie willst du es wiederfinden
in der Stadt der Spiegelfassaden,
wo jeder Blick nur wieder dein eigener Hades ist?

War ich der Junge am Fluss,
der nach den Schwalben pfiff und Bremsspuren machte
mit seinem BMX-Rad im nassen Sand?
Meine Schwalben sind in Afrika verstorben
und meine Bremsspuren sind zerrissen
von mitleidlosen, spätergeborenen Fahrradreifen.
Wo finde ich die Furche meines Pfluges?

Der graue Aschsatan legte seine matte Haut auf unsere Leben,
und Plüschsesselhalbwahrheiten stopften unsere Che-Guevara-Münder.
Commandante mit dem Feuerblick, dein Gewehr wehrt dem Wert der Sicherheit,
reißt Wahrheit in die Welt und tanzt mit dem Wolf,
lüftet sein weißes Höschen überm U-Bahnschacht.

Meine Libanonzeder, sei mir Komplizin
im Kampf gegen den Zensor im Synapsenkrieg.
Mein ist das Königreich der feuchten Betten,
sei mein nadelgleiches Spielzeug im Lakenuniversum
und ich lecke dein Blut auf,
ein Jäger, ein Hirschhetzer, ein verwundetes Wild.

Und wenn du mich krallst und ich in dich falle,
finden wir gleichnishaftes Ozon,
wie einen Schatz in den Händen
aus Gewitter geerntet,
libertè toujour,
auf ewig verschworen,
Niemand kennt dieses Gold
aus entgötterten Himmeln.
Niemand als wir.
Wir sind frei.


 
© by Patrick Rabe, Fr, 3. Januar 2014/So, 22. Mai 2016, Hamburg. Dem heutigen Gewittersturm gewidmet.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.05.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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