Bernhard Guttenberger
Kindererziehung
Wos i erlebt hob, des war klasse,
i steh beim Lidl an der Kasse,
vor mir, a junge Frau und iahra Bua,
noch mir, a Frau, - g’hört a dazua.
Grod wia’r a Jochgeier plärrt des Kind,
da Rotz eahm aus da Nos’n rinnt.
Fünf kloane Zahnderl san‘ zum sehg’n,
wos kannt den grod der Bua bloß meg’n?
Sog’n ko er nix, doch gibt zum Versteh‘,
des Nudlpackl im Wog’n, waar schee!
Er plärrt und plärrt, lehnt se nei in Wog’n,
Vom Packl mecht er a Nudl hob’n.
Er tobt, wia von Tarantln g’stocha,
de Muatta sogt: „I muaß’s z’erst kocha“.
Der Bua, des oba net versteht,
er mecht a Nudl, - stellt se bläd.
De Muatta konn’s eahm net erklär’n,
und drum da Bua duat weita plärr’n.
„Gib ihm ne Nudel ganz geschwind,
er ist doch so ein süßes Kind“,
so hinter mir de Frau do spricht,
i glaub oiwei, sie’s net ganz dicht.
Derweil der Bua laut weiter schreit,
und mit de Fingernägel krait!
Zum Schluß des Kind dann aa no beißt,
de Muatta s’Packl glei aufreißt.
Jetzt siehg i langsam a Problem,
sie werd eahm doch koa Nudl geb’n?
Und nacha misch i mi glei ei.
Sie scheißt mi z’samm glei auf da Stei.
Wos mi des eig’ntlich o’geh duat,
sie zoiht des Packl, - na waar’s guat!
Drauf i: „Es geht ma net ums Zoihn,
d‘ Erziehung, de duat mir net g’foin!“
Sie sogt koa Ahnung hob i g’wiß,
und daß a Lehrerin sie is!
Der Bua steckt d’Nudl nei ins Mai*,
am Bod’n ausgschpieb’n werd’s dann glei.
Er hört as Plärr’n auf jetzt vielleicht,
sei Ziel, des hot er ja erreicht.
I hob an Kopf g’schüttlt und g’lacht,
und hob ma so Gedanken g’macht.
Wia manche Kinder werd’n verzog’n,
im Baby-Alter scho verbog’n.
Wer Olles kriagt, des wos er wui,
der hot im Leb’n koa leichtes Spui.
Der was nia g’lernt hot zum Verzicht’n,
sei Dominanz letztendlich bricht’n.
Oder er werd dann zum Tyrann,
erleid’n miass’n andre dann.
Des Beispui, des hot zoagt ganz gwiß,
was foische Kind’s-Erziehung is!
An dera Kass‘ sand’s g’stand’n Schlanga,
hob zoit und bin dann hoamwärts ganga.
Grod hundert Mäta bin i kumma,
do hob i wos von hint vernumma.
Oa Weibsbuid hot me überhoit,
Und iahra Handy aussa g’hoit.
I hob mi g’frogt, wos jetzt passiert?
Na hot’s mi glei fotografiert!
*Mai = Mund
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.09.2016.
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