Andreas Vierk

Wir sind nur Hauch I-III

I
 
Wir sind nur Hauch vorm Abgrund der Epochen,
sind eben aus den Meeren erst erwacht.
Im Schatten haben wir uns selbst erdacht.
Das Licht hat über uns den Stab gebrochen.
 
Wir sind noch jung und voll von Ozeanen.
Kaum schmolzen Kiemen unter unsren Wangen,
sind wir im eignen Fischernetz gefangen,
und Sterne faulen grün in unsren Bahnen.
 
Und doch blüht Gott in unsren harten Händen
und duftet im Geheimen nach Jasmin.
Und Brot in unsren Mägen ist er auch.
 
Und wir sind Wind an den Tsunamiwänden.
Wir wollen wieder mit den Schwärmen ziehn,
ein Gotteshauch gewiss, doch nur ein Hauch.
 
 
II
 
Ein Gotteshauch gewiss, doch nur ein Hauch
sind wir, wie es das Dasein uns bestimmt,
ein kleiner Docht, der in den Sternen glimmt,
im Morgenwind ein unsichtbarer Rauch.
 
Und doch wird eine Macht zum Wellenbrecher,
die auch in uns vor lauter Sterben schreit.
Zum Umtrunk steht der Schierling uns bereit,
und rauscht zum Bruderkuss im Henkelbecher.
 
Kristallamphoren, zart – und hochgeblasen,
Frontschweine sind wir und Etappenhasen.
Der Kosmos streicht und füttert unsren Bauch.
 
Und Engel sind wir, wild und gottergriffen
an den galaktischen Korallenriffen –
und Steine, Gräser, Wurzeln, sind wir auch.


III
 
Ja, Steine, Gräser, Wurzeln, sind wir auch.
Grundsteine sind wir für die bunten Moose.
In unsren Achseln blüht die Herbstzeitlose,
Und zwischen allen Stauden sind wir Lauch.
 
Wir greifen tief in unsre Erde ein
und wirken in ihr wie ein Kompostat.
Wir sind Chirurg, Paketgarn für die Naht,
sind Weg und Falle, Wurzel, Stolperstein.
 
Wir sind aus Erde – und auch wieder nicht.
Wir wollten Reinheit und wir wurden Bruch.
Wir sind Gravur, tief in uns eingestochen.
 
Und wir sind Mörder, Gitter und Gericht.
Wir sind der Kaufpreis und der Widerspruch.
Wir haben mit dem reinen Sein gebrochen.
 

 

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Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

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