Andreas Vierk

Wir sind nur Hauch IV-VI



IV
 
Wir haben mit dem reinen Sein gebrochen.
Im Grunde sind wir Tiere, sind wir Pflanzen.
Im Steinkreis wollten Teufel mit uns tanzen,
und haben schnüffelnd uns im Schritt gerochen.
 
So war es nicht. Wir waren eingebunden
in alle wilde Unschuld der Natur.
Wir trugen Gottes Mal und Gottes Spur,
und haben uns begattend selbst gefunden.
 
So ist es nicht. Wir sind ins Netz verstrickt.
Wir wollten aus dem Kreislauf. Unbedingt.
Wir wollten fliehn. Wir haben’s nicht gekonnt.
 
Doch war es so? Ein Land hat uns erblickt,
das immer noch in unsrem Blut ertrinkt.
Wir sind nur Hauch auf einem Horizont.
 
 
 
V
 
Wir sind nur Hauch auf einem Horizont.
Wir sind nur Flor und haben Angst vorm Sterben.
Wir sind ein Mosaik von Spiegelscherben,
in denen sich der Bauch glückselig sonnt.
 
Wir sind Monsun, Boreas, Wüstenwind,
ein Darmwind brennt in unsren Windungen.
Und Stolz auf unsere Erfindungen
lässt uns erglühn. Wir sind die, die wir sind.
 
Wir bauen Häuser in der Sonnenflut,
befreien unsre Pulse aus der Enge.
Aus Todesangst ist jede Tür vernietet.
 
Die Straßen kochen über vor Gedränge,
der Horizont ist schwarz von Fliegenbrut,
wie die Planetenkrümmung ihn uns bietet.
 
 
 
VI
 
Wie die Planetenkrümmung ihn uns bietet,
so weit erstreckt sich unser Lebensraum.
Und wir ersticken unterm Regenbaum.
Die Angst ist an die Pulse angenietet.
 
Die Biomasse ist die Todeszelle.
Wir baumeln daseinshungrig wie am Galgen.
Zu viele Hirne dämmern in den Algen,
benagen die ererbte Sonnenhelle.
 
Es ist Entsetzen vor dem Nichtmehrsein,
vor dem Versinken in die kalte Schwärze,
die uns das Urlicht mütterlich verbietet.
 
Es sagt, wir gingen in die Strahlen ein.
Wir sind nur Samen einer Tausendkerze,
und unser Wohnen hier ist nur gemietet.
 

 

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Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

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