Andreas Vierk

Wir sind nur Hauch VII-IX

 
VII
 
Sieh, unser Wohnen hier ist nur gemietet,
die letzte Ruhestätte schon geharkt,
die Nieren ausgesungen auf dem Markt,
auf dem man sich einander überbietet.
 
Gott ist Geduld. Er ist ein langes Warten,
als würden hinter uns schon Flügel blühen.
Wir müssen uns ins Kristalline mühen,
schon rippt sich unsre Brust um einen Garten.
 
Wir wissen schon: ein Krieg wird nie gewonnen,
und um die Stiefel schmatzt das Blut, geronnen.
Wie kann man hoffen, wird zum Überwinder?
 
Auf jeden harren Küsse, honigblond.
Wir wissen nichts. Wir haben wie die Kinder
das Dasein kaum gelernt und kaum gekonnt.
 
 
VIII
 
Das Dasein kaum gelernt und kaum gekonnt,
schwand eben erst die Höhle mit den Bildern.
In Samt und Halbschlaf wollten wir verwildern
vor einem weiten leeren Horizont.
 
Wir züchteten die Gemsen um zu Ziegen
und packten auch uns selber bei den Hörnern.
Wir wurden Weizen, rieben uns zu Körnern,
da wollten wir uns selber überfliegen.
 
Wir flogen mit den blauen Kronentauben.
Der Weizenhorizont war gischtbebändert.
Nur etwas hatte sich zuvor verändert.
Mistrale wollten uns den Atem rauben.
 
Wir fielen rückwärts in die Todeszone.
Wir sind nur Hauch und eigene Ikone.
 
 
 IX
 
Wir sind nur Hauch und eigene Ikone.
In unserm Innern gährt das Sakrileg.
Wir stehn mit dir auf einem Brückensteg
und reichen dir galant die Dornenkrone.
 
Du warst der Jüngling mit der Syrinxflöte,
der Zeit und Raum in unsrer Stirn erschuf.
Jedoch – wer hört auf deinen Amselruf,
berauscht von seiner eignen Morgenröte?
 
Wir sind vor dir in alle Welt geflüchtet,
bis wir auf Wind- und Sonnenkreuzen lagen,
und dennoch schlief in uns ein blonder Garten.
 
Wir schlugen in die Wälder unsre Scharten.
Wir haben Rosen für dich hochgezüchtet.
Für unsre Gärten sind wir schwer zu tragen.
 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Vierk).
Der Beitrag wurde von Andreas Vierk auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.11.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Andreas Vierk

  Andreas Vierk als Lieblingsautor markieren

KI freie Literatur bei e-Stories.de

Buch von Andreas Vierk:

cover

Septemberstrand: Gedichte Taschenbuch von Andreas Vierk



Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Menschen" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Andreas Vierk

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Neuntöter von Andreas Vierk (Enttäuschung)
MENSCHLICHE WÄRME von Renate Tank (Menschen)
Garten von Karin Lissi Obendorfer (Natur)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen