Die verführerische Flöte

Des Novembers graue Stunden
muss man vorsichtig umrunden.
Fröstelnd sollst du Schritte wagen
und den Schirm mit Würde tragen.
...
Sieh, mein Blick fällt auf ein Fenster
voller Trödelkitschgespenster.
Mittendrin, ich kann's nicht fassen,
liegt da, ganz allein gelassen,
eine Flöte, schön mit Kasten,
(wer kann da vorüberhasten?)
eine Flöte aus dem Osten
(Was wird diese Flöte kosten?),
eine Flöte, die ganz sacht
über Schlangen hat die Macht,
um zum Tanz sie anzuregen
und die Mordlust wegzufegen.
Und sie kostet ...? Mir wird heiss ...
Lächerlich gering ... der Preis!

Möcht ich diese Flöte haben?
Mich an Schlangenleibern laben?
Würde,  wenn sie sich dann winden,
ich das wirklich spannend finden?
Soll ich mich zum Kauf entscheiden?
Könnt ich Schlangenbiss vermeiden?
Ist die Flöte stubenrein?
Passt sie in die Tasche rein?
Müsst ich sie nicht ständig tragen?
Könnt ich's ohne Proben wagen?
Wär sie da, wenn ich sie bräuchte?
Kriegte ich nicht Hände ... feuchte?

So viel Fragen zu bedenken...
Soll ich mir die Flöte schenken?
Oder aber lieber nicht?
Schwankend wiegt sich mein Gewicht.
Doch da fällt ein Grund mir ein:
NEIN, ich lass es lieber sein.
Weil, dies Argument wiegt schwer:
Wo krieg ich die Noten her?

28.  Nov. 2o16

Anmerkung:  Osten ist Osten, auch wenn es der Ferne Osten ist.