Stefan Deleski

Juliregen

Spät erwachte meine Blüte,
Welche welkend fast entschlief,
Bis da gleißt der Sonnenwagen,
Der im Juli nach ihr rief.

Hierauf folgte ich der Stimme,
Ihrem Klang, der Leben gießt.
Ist der Guss wohl hier gelungen?
Spürst du, wie mein Eisen fließt?

Sommerregen kühlt die Schmelze,
Die zu Leidenschaft erstarrt;
Nicht das Gestern, nicht das Morgen -
Unser ist die Gegenwart!

Nun, wenn ich an früher denke,
Werde ich der Zeit gewahr,
Jenem Raum der Eigenasche,
Die mein Feuer neu gebar.

Die Essenz der Flammensäfte
stillt den Durst nach warmem Trost,
Dessen Funke in dir glimmend
meinen kühlen Schnee liebkost.

Sterne fallen durch die Wolken,
Durch die Schatten meiner Last,
Regentropfen flechten Silber,
Das dein Haar hat eingefasst.

Wasser strömt in Totenstätten,
Wind durchdringt gar Erdgebein,
Als wir flohen an ein Grabmal
unter Dächern weiß, aus Stein.

Losgelöst von allen Zwängen
sticht erbarmungslos dein Dorn,
Dessen süßes Gift mich fesselt,
Tränkend meines Fühlens Born.

Meeren gleichen deine Augen,
Deren Glanz den Tod entleibt;
Jenen nur kann Trauer trüben,
Die auf Haut mit Narben schreibt.

Alte Wunden weinten Tränen,
Die zu trocknen ich geneigt,
Doch ich sah in deinen Blicken,
Welchen Stolz dein Wesen zeigt.

Ein Gedanke sinkt erhaben
in die Reize deiner See,
Nebelfetzen tanzen zaghaft
sanft entlang die Nachtallee.

Dort erblüht am Rand des Weges
eine Blume ruhig im Licht.
Pflegen wir das Farbgebilde,
Ja? Damit es niemand bricht...

Wohl das symbollastigste Gedicht, das ich je schrieb und auch das erste, an welchem ich weit länger als einen Monat arbeitete. Es ist für meine Liebste geschrieben.


P.S.: Ferner stelle ich gerade fest, dass es "sanft entlang der Nachtallee." heißen muss - uups :D
Stefan Deleski, Anmerkung zum Gedicht

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