Inge Hoppe-Grabinger
Du bist ein Schloss
Du bist ein Schloss mit 100 000 Zimmern.
Wer weiß, in welchem Du gerade haust?
Man hört Geschrei, Gelächter, leises Wimmern.
Wer weiß, was Du grad jetzt zusammenbraust?
Da gibt es Zimmer, die stehn immer offen,
da strömen Randfiguren ein und aus.
Gestalten tun, als dürften sie noch hoffen
und spenden sich und jedermann Applaus.
Die meisten Zimmer sind mit Schund beladen,
doch manche sind auch gänzlich kahl und leer,
in manchen stapeln sich nur Palisaden,
in manchen Ecken rostet ein Gewehr.
Dein Schloss versteckt ganz klein auch die Kapelle,
die wird, wenn's schlecht geht, heimlich aufgesucht.
Maria steht in Gips auf ihrer Stelle
und hört Dir zu, so himmelblau betucht.
Das eine Zimmer, das total verschlossen,
vergessen hast Du fast, dass es dies gab,
es ist perfekt wie in Kristall gegossen
und drumherum wächst nur der Aronstab.
Dein Schloss ist niemals völlig überschaubar,
im Schatten liegt ein Drittel oder mehr.
Und wär es anders, wäre es untragbar:
Man zerrt den Schmerz ins Licht nicht allzu sehr.
Du bist ein Schloss mit 100 000 Zimmern.
Wer weiß, in welchem Du gerade bist.
Ein Traumbild soll Dich manchmal dran erinnern,
dass Brückenbauen unverzichtbar ist.
l6. Dezember 2o16
Anmerkung: Es ist ein Lied. Aber es gibt noch keine Noten. ...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2016.
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