Andreas Vierk
Weißes Sonett
Lass mich die Tür vor dir mit Schnee verschließen,
mit diesem klaren Schlüssel des April.
Vor meiner Klinke wacht der Gletscher still.
Im Sonnenlicht will weißer Krokus sprießen.
Doch willst du gischten wie die Möwe fliegt,
der sich das Salz der Zeit im Auge spiegelt,
und bist so weiß, dass sich die Stunde biegt,
dann sei die Tür vor dir nicht mehr verriegelt.
Der Sonnenkalk auf einer Maurerkelle
flieht scheu vor dir von meiner Haustürschwelle.
Du bist so weiß; du machst ein Auge blind,
weil in dir tausend blinde Blicke sind.
So klar bist du wie Eis, so bebend stumm,
du drehst den Schlüssel vor dem Kuss herum.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2017.
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