Jürgen Wagner
Die Baba Jaga
In der Mitte des Waldes:
ein seltsames Haus
Wer dieses erreicht,
den packt schon der Graus
Großmutter wohnt dort,
eine Frau mit viel Macht
mit ihren drei Reitern
Tag, Sonne und Nacht
Sie wohnt an der Schwelle
zwischen Leben und Tod
Kommst du an die Stelle,
fürcht' nicht, was da droht
Sie fliegt in dem Mörser,
verwischt ihre Spur
Sie gilt als ein Mörder,
doch hütet sie nur
Geburt und den Tod,
den Abend, den Morgen
Man bleibe hellwach
und lös‘ sich von Sorgen
Wassilissa, die Schöne,
sie konnt‘ ihr begegnen
Sie diente der Alten
und konnte bestehen
Bekam jenes Feuer,
das auslöscht, verbrennt
Ein ganz neues Leben
war ihr nun vergönnt
Eine Begegnung mit der Baba (Großmutter) Jaga heißt, dem Tode ins Angesicht sehen. Ihre Ursprünge sind nicht ganz geklärt: sie kann auf eine slawische Göttin des Totenreiches zurückgehen oder auch auf die im ganzen Slawentum bekannte Waldfrau. Sie wies keinen ab, der ehrlich und mutig zu ihr kam - andere konnte sie schnell verschlingen. Das (hier angesprochene) Märchen 'Wassilissa, die Wunderschöne' zeigt, dass sie - durch die drei Reiter - mit den Kräften der Natur direkt verbunden ist und wie die meisten der alten mythischen Wesen nehmen wie schenken kann. Modest Mussorgsky hatte ihr in seinem Klavierzyklus 'Bilder einer Ausstellung' (Teil 9) 1874 schon ein musikalisches Denkmal gesetzt. Bild: Ivan Bilibin. Video: https://youtu.be/YBmMOhFFUZc
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.03.2017.
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