Robert Nyffenegger
Das Versprechen
Von Zeit zu Zeit ist`s an der Zeit,
Den eignen Ruf etwas zu bessern.
Denn häufig ist man`s einfach leid,
Sein Anseh`n weiter zu verwässern.
So hab ich lange überlegt,
Wie das mir denn gelingen könnte.
Ich bin von Gutem stark bewegt,
Wär gut, wenn ich mich dran gewöhnte.
Vielleicht werd ich ein bisschen fromm,
Das kann auf keinen Fall mir schaden.
Wenn ich den Himmel dann erklomm,
Wär ich der Speck für all die Maden.
Da dies an sich, mir nicht so liegt,
So muss ich rasch was andres suchen.
Etwas das mich nicht so verbiegt,
Und doch als Plus sich lässt verbuchen.
Ich hab an Tiere schon gedacht,
Sind lieb, man kann sie gut bedichten.
Man weckt damit auch nicht Verdacht,
Kann seinen schlechten Ruf erlichten.
Als Beispiel diene dies Gedicht
An dem`s an Bräve nicht gebricht:
Der Kanarienvogel
Frau Fink ist meine Nachbarin,
Sie hat jetzt einen Vogel.
Pfeift morgens, abends, zwischendrin
Und ist trotzdem ein Mogel.
Er ist aus Holz und gelb gefärbt
Und pfeift, geht man vorbei.
Der echte wurde längst gegerbt,
Sitzt auf der Staffelei.
Frau Fink ist eine Malerin
Und macht das aus Vergnügen.
Sie pinselt jedoch niemals drin,
Sie malt in grossen Zügen.
Den Vogel früher, der noch echt,
Den hat sie oft vergessen.
So wurde es dem Vöglein schlecht,
Ging tot, da nichts zu fressen
Der neue nun, der ganz aus Holz,
Frisst wenig, ja gar nicht.
Er ist Frau Finkes ganzer Stolz
An nichts es ihm gebricht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.05.2017.
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