Ernst Dr. Woll
Fiktive Tiergespräche – 5. Fortsetzung (Echse/Hund)
Was im Wohnungszoo ruhig kreucht und fleucht
findet man eines Morgens ganz aufgescheucht,
man hört wie Tiere ihre Stimmen erheben,
spezifische, ängstliche Laute von sich geben.
Die Familie stürmt ins Zimmert um nachzusehen,
was ist mit diesen aufgeregten Tieren geschehen?
Die Ursache der Unruhe ist sehr schnell gefunden,
der Waran ist aus dem Terrarium verschwunden!
Eltern und 2 Kinder sind wie vom Donner gerührt,
was hat zu diesem Fluchtausbruch geführt?
Gestern Abend hat der Junge die Echse gefüttert
und er sagt und scheint darüber auch erschüttert:
„Ich glaube die Glaskastentür verriegelte ich nicht
und da ist dann bestimmt die Echse entwicht.“
Der Vater fasst sich als Erster und er erklärt,
dass man durch dieses Ereignis wissenswertes erfährt:
„Alle unsere Tiere haben sich ängstlich benommen,
mit Echsen sind sie noch nie direkt in Kontakt gekommen,
folglich besitzen alle einen natürlichen Instinkt
mit dessen Hilfe ihnen der Überlebenskampf gelingt.
Sie spüren und erkennen Feinde und auch Gefahren,
ohne dass sie diesen vorher je begegnet waren.
Jetzt gilt es den Ausreißer wieder einzufangen,
durch Hund Alex werden wir schnell zu ihm gelangen.“
Ja, man brauchte nur dem lauten Bellen nachzugehen
da sieht man auf dem Balkon Alex vor der Echse stehen.
Der Hund betrachtet sie offensichtlich als Feind,
sein Bellen verrät es, gedacht hören wir was er meint:
„Du gehörst nicht in unseren Kreis hierher,
dich in unserer Gemeinschaft einzugliedern fällt schwer,
wir sind hier alle Heimtiere auf heimischem Boden,
du Waran, gehörst aber zu den uns unbekannten Exoten.
Ursprünglich hatte ich Angst, das ist erklärlich
aber nur in der Wildnis würdest du mir gefährlich,
weil du dort auch hundeähnliche Arten frisst
mich aber hier zu fangen du zu langsam bist.“
Vermutlich merkt Alex, dass die Echse erzählen will,
er hört ihr zu und ist ausnahmsweise selbst mal still:
„Wage dich nur nicht zu nahe an mich heran,
weil ich in der Tat auch hier beweisen kann:
Man zählt uns richtigerweise auch zu den Raubtieren,
die mutig sind, niemals ihre Angriffslust verlieren.
Als dieser Mann hier mich in der Wildnis gefangen
war alles um mich herum viel zu schnell gegangen.
Wir lebten sicher, nur Angst vor Menschen hatten alle,
unbedacht flüchtete ich und landete in einer Lebendfalle.
Es wird behauptet, wir Warane wären leicht zu zähmen,
weshalb uns die Menschen jetzt als Heimtiere nähmen.
Vermutlich war dies der Grund hier für die Leute,
mit mir angeben wollten sie, das macht ihnen Freude.
Was mir in Gefangenschaft seither indessen zustieß
mich in keiner Weise sanftmütig werden ließ.
Selbst bestimmen will ich immer über mein Leben,
mit Einsperren werde ich mich nie zufrieden geben.
Ihr Heimtiere habt euch seither alle gefügt
und ich frage, ob es euch wirklich schon genügt,
wenn euch die Menschen mal liebkosen und loben
und ansonst werdet ihr ins Abseits abgeschoben.
Moderne Heimtierhaltung, da muss ich schon sagen,
es ist sensationell was da heute die Menschen wagen,
da gibt es wohl fast keine Tierart mehr auf der Welt,
die man nicht auch als Heimtier in der Wohnung hält.
Die Familie mit diesem sonderbaren Wohnungszoo
ist über mich als besondere Attraktion irgendwie froh,
wie einen Hund behandelt man mich, ist das nicht dumm?
Man legt mir ein Geschirr an, führt mich draußen herum;
als wenn das für mich Ersatz für freie Bewegung wär´,
im Gegenteil und dazu schämte ich mich sogar oft sehr,
denn ich hörte neben der Empörung vieler Passanten,
dass sie Echsenausführen eine Spinnerei auch nannten.“
Eine laute Stimme, für diese Tiere ein Alarmzeichen;
müssen sie schnell einer Gefahr ausweichen?
Es ist ein Mann auf dem Balkon im Nachbarhaus,
der schreit seine Empörung gerade so heraus:
„Nun ist bei mir aber alle Geduld am Ende,
mir ist es als ob ich mich im Dschungel befände;
eine große Echse schaut mich wie ein Raubtier an,
nicht auszudenken was hier alles passieren kann!
Wir sind nicht mehr sicher in unseren 4 Wänden,
die Polizei muss diese Tierhaltung beenden.“
Handhabe zu einem Verbot gab es jedoch nicht,
weitere Tiergespräche hören wir im nächsten Gedicht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.08.2017.
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