Horst Werner Bracker
die leiden aus dem Roggenfeld - der kleine Klaus
Die Leiden aus dem Roggenfeld - der kleine Klaus
Ballade
Mutter, - ich möchte dir was fragen
Doch ich finde die Worte nicht
Mein Herz will im Nebelgrau verzagen
Nirgendwo seh' ich Sonnenlicht
Staub liegt auf meiner Seele
Zweifel brechen sich Bann
Das Nichts erteilt Befehle
Die ich nicht verstehen kann
Ein Hund folgt meinen Schritten
Seine Augenhöhlen sind leer
Die Augen sind ihm entglitten
Ist blind, sieht gar nichts mehr
Schon steigen finstere Schatten
Um schleichen mein Gemüht
Schauen aus wie schwarze Ratten
Auf die der Schierling blüht
Der Wind schaukelt, die Spinne
Ihr Netz funkelt wie Goldbrokat
In der Mitte tropft aus einer Rinne
Blut, - von ihrer letzten Missetat
Warum sind die Blumen so groß
Kann den Himmel kaum sehn
Die Friedhofsketten sind alle los
Grabsteine schlafen im Stehen
Mutter, - ich will dir was sagen
Doch mein Mund ist zugenäht
Hörst du, meiner Augen klagen?
Stopp die Zeit! Die nicht vergeht
Möchte schlafen, bin bleiern müd
Doch der Teufel liegt in meinem Bett
Es ist im Höllenfeuer längst verglüht
Ist Asche nun, verbrannt, - komplett
Ein Mann, mit schwarzem Schlangenkopf
Streichelt mich, mit schuppiger Hand
Speichel, aus seinem Rachen tropft
Fällt zu Boden, den Bach entflammt
Feuerschein erhellt jäh das Dunkel
Die Faszination lässt sich nicht sehen
Gestaltlose, im Schilfrohr, munkeln
Ein Lied singt, vom Auferstehen
Ach Mutter, - ich möchte dir was sagen
Ich sehe dich nicht, wo bist du nur
Im Kirchturm beginnt der Wind, zu klagen
Über die, - vom Rost zerstörte Kirchenuhr
Selbst die Glocke, aus edlem Bronzeguss
Will die Zeiten nicht mehr schlagen
Die Stille bringt im Dorfe Verdruss
Wer soll die Zeit nun sagen?
Mir ist's, als könnte ich fliegen
Öffne das Fenster im hohen Stock
Im Fluge das Unrecht besiegen
Der Leere versetzen, einen Schock
Oh düstrer Irrtum! Konnte nicht fliegen!
Stürzte schroff auf hartem Grund
Muss lange nun im Bette liegen
Ehe ich genesen und gesund
Fortan will ich dem Teufel wehren
Mich mit schuppiger Hand zu berühren
Will den Schattenmenschen lehren
Will ihn zur Tiefe, zur Steilküste führen
*
(24.08.2017) E. Storie
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2017.
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