Christina Pochert

Ode an den Wankelmut


Alles schwankt und alles schwindet,
jeden Tag auf´s Neue fort.
Der altbewährte Mut zu Leben
weilt an unbekanntem Ort,
von der Dunkelheit verborgen,
aus der Gegenwart getilgt.
Mut zu fassen, Mut zu finden
bin ich bestrebt, bin ich gewillt.
Doch alles stammt aus fremden Federn,
fühlt sich falsch und traurig an.
Gibt es keinen Platz auf Erden,
an dem ich friedlich leben kann?

Alles schwankt und alles schwindet,
bebt und brandet unverzagt
und aus Klüften tiefen Jammers
hat sich zu viel fort gewagt.
Nistete in meinen Kräften,
saugte, raubte, wuchs heran,
jagte Schauer, sandte Schrecken,
die man kaum bezwingen kann.
Doch umhüllt von großer Stärke
eröffnete sich wahrer Wert,
keimend klein und kaum zu greifen,
doch bis zum Ende unversehrt.

Alles schwankt und alles schwindet,
immerfort, ein Leben lang.
Eine reglose Gebärde,
ein stummer, schwindender Gesang.
Eine märchenhafte Ruhe,
wie ein Netz aus Sicherheit,
waberte um meine Schultern,
machte meine Sinne weit,
sog die Furcht mir aus den Fingern,
ließ mich sehen, ließ mich sein,
schuf mich neu als fremdes Wesen,
einig, schuldlos und geheim.

Alles schwankt und alles schwindet,
in jedem, der zu atmen pflegt,
als im Großen wie im Kleinen
und allem, das zu wachsen strebt.
Wie ein stures Aufbegehren
jeder Seele widerfährt
und sich nur von tiefem Kummer
und nagender Besorgnis nährt.
Doch wagt man sich zu widersetzen
und dem Sog sich zu entziehen,
lernt den Irrtum zu enttarnen
und der Posse zu entfliehen,
die laut von ihrer Reinheit kündet,
unverdorben, fehlerfrei.
Der Triumph gebührt der Suche,
die hoffentlich von Dauer sei.

Alles schwankt und alles schwindet,
weil alles Leben sonst erstarrt,
weil das Leben sucht und sammelt,
bis die Nacht zum Tage klart,
bis der Weg ein Ziel beansprucht
und die Tür ein Schloss verlangt
und man forscht und frägt und fordert
allen Menschen, geistverwandt.

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