Ernst Dr. Woll

Fiktive Tiergespräche 7.Fortsetzung (nochmals Schwein)

Schwein Felix wurde schwerer und größer

und verhielt sich dazu auch immer böser.

War es Absicht oder Vergesslichkeit gewesen,

man hatte es nicht kastriert, das männliche Wesen.

Er wurde geschlechtsreif mit allem Ebergebaren,

die für Betreuer und Umgebung außerdem gefährlich waren.

Beispiellos was er im Wohnungszoo alles machte

und damit das gesamte Tierleben durcheinander brachte.

In der Regel schliefen die Heimtiere in der Nacht;

die meisten sind tagaktiv und selten ist eines aufgewacht.

Nur Alex der Hund machte mit, wenn Nachbars Hunde bellten,

dies und das Gurren der Meerschweinchen hörte man aber selten.

Da gab es eines Nachts ungeheuerliches Tiergeschrei,

Felix leistete sich eine unmögliche Schweinerei,

mit seinem Rüssel öffnete er einige Tierunterkunftsstätten,

so dass sich diese Eingesperrten in die Freiheit retteten.

Als die Familienmitglieder das Chaos erreichen

sehen sie ihn in die äußerste Zimmerecke entweichen.

Wahrscheinlich plagte ihn ein schlechtes Gewissen,

denn er hatte schon vorher richtig um sich gebissen.

Besonders eine aus dem Käfig entkommene Ratte,

die man deshalb bisher gut vor ihm gesichert hatte,

lag tot am Fussboden man glaubte es fast nicht,

er hatte sie trotz ihrer Wendigkeit mit gezieltem Biss erwischt.

Möglicherweise hatte er vorm Hausherrn Respekt,

als der vor ihm steht zeigte er sich zumindest erschreckt

und lässt mit ganz komischen Schweinelauten

vermeintlich sogar Entschuldigungen verlauten:

„Langweilig ist es mir hier überall in diesen Räumen,

kaum bin ich eingeschlafen fang ich an zu träumen

vom hellen Stall, den Umgang mit Artgenossen,

obwohl ich dieses bisher nicht erfahren oder genossen.

In mir quirlen Kräfte und ungeheuere Energien,

wenn sich nichts ändert muss ich hier entfliehen.

Die anderen Tiere sind mir im Grunde einerlei,

ich befreite sie, führe vielleicht damit Änderungen herbei.“

Die Hausfrau tritt etwas näher an Felix heran

wobei sie seinen Angriff nicht abwehren kann,

er gebärdet sich aggressiv und beißt sie ins Bein,

es existiert nicht mehr, das einst so zahme Schwein!

Die Familienmitglieder sind bestürzt und fassungslos:

Wie werden wir dieses aggressive Tier wieder los?

Doch Felix bereut vermutlich seine böse Tat,

man gibt sich Mühe zu verstehen, was er zu sagen hat:

„Ich reagiere leider oftmals spontan, unwillkürlich,

ihr meint es gut mit mir, das merke ich natürlich,

ihr gebt mir ausreichend Futter, das schmeckt

doch haben mich deine Armbewegungen erschreckt,

ich dachte, du wolltest mich vertreiben, schlagen

und so etwas schlägt mir instinktiv auf den Magen.

Würde ich mit meinesgleichen mal aneinandergeraten

brächte mein Beißen dann nicht diesen Schaden.“

Trotz dieser vermutlich von Felix geäußerten Abbitten

bleibt seine Zukunft nunmehr doch sehr umstritten.

Vater sagt: „Das Tier muss in seinen natürlichen Bereich.“

Und da protestieren die beiden Kinder zugleich:

„Keinesfalls zum Schlachten, dann ist Fleisch passee,

weil ich immer den lebenden Felix vor mir seh´,“

sagt das Mädchen und kann darüber informieren,

dass Tierschützer gerade etwas Neues ausprobieren:

„Bauern mit Schweinehaltungen bieten Familien an,

wie man Patenschaften über Schweine übernehmen kann.

Sie können die Tiere besuchen und beobachten

ob sie ein artgerechtes Schweineleben verbrachten.

Zu solch einem Landwirt könnten wir Felix geben

und ihn besuchen, begleiten im weiteren Leben.“

Das Schwein hat das Gespräch vermutlich erfasst

und bekundet, dass ihm vielleicht so etwas passt,

es grunzt genüsslich und sichtbar zufrieden,

also will man schweinegerechtes Weiterleben bieten!

Man beginnt den Vorschlag schrittweise zu realisieren,

doch dazu war vorher noch etwas auszuführen.

Der Landwirt fordert, den Eber noch zu kastrieren

sonst könnte er sich im Stall auch unartig aufführen.

Von den Sauen im Stall sind immer einige brünstig,

der Eber immer deckbereit, das wäre ungünstig.

Ihn im separaten Stall ständig abzutrennen

ist dann auch nicht artgerechte Haltung zu nennen.

In der Tierklinik wurde nun der Eber kastriert,

er hört welch interessante Gespräche man dort führt,

bevor er in tiefen Schlaf versinkt aus dem er erwacht

und da hat man ihn nun zeugungsunfähig gemacht;

die Tierärzte sprechen über die Ferkelkastration,

ohne Betäubung erfolgt die nun seit Jahren schon.

Fleisch erwachsener Eber schmeckt, riecht penetrant.

Ganz junge Tiere zu kastrieren man deshalb richtig fand,

mit der Behauptung, diese spüren kaum einen Schmerz,

doch ihr Schreien bei der OP schlagen aufs Herz.

Vom Tierschutz wird um Betäubungspflicht gerungen.

Aus Kostengründen ist bisher kein Durchbruch gelungen.

Felix landet nun in einer kleinen Bauernwirtschaft,

hat endlich mit seinesgleichen eine richtige Gesellschaft.

Die dortigen Erlebnisse hören wir von ihm uns an,

er allein ist es, der hier objektiv berichten kann:

„Nicht zu beschreiben, hier duftet es so angenehm

als ob ich vom Stinkhaus in ein Paradies nun käm´.

Unseren eigenen lieblichen Geruch haben wir Schweine,

im Wohnungszoo kam ich damit immer nicht ins Reine.

Die Mühe, die die Leute hier sich mit uns geben

verschafft uns ein echtes traditionelles Schweineleben.

Wir suhlen im Schlamm und schlafen auf Stroh,

über regelmäßiges gutes Futter sind wir immer froh.

Kurzum, ich vermag es einfach nicht zu glauben,

warum uns Menschen schweinewürdiges Dasein rauben!

Sie entwickeln angeblich moderne Haltungstechnologien;

im Vordergrund steht dabei immer nur das Bemühen,

billiges Schweinefleisch auf den Markt zu bringen,

das kann nur auf Kosten des Schweinewohls gelingen.

Nun bin ich egoistisch, fühle mich hier schweinegut,

zum Kampf gegen diese üble Politik fehlt mir der Mut.

Nicht vergessen habe ich die Leute vom Wohnungszoo,

über deren regelmäßige Besuche bin ich sehr froh.

Wir merken, wir erkennen uns, sind darüber erfreut,

denken nicht an die Zukunft, genießen das Heut´.

Doch wenn wir realistisch bleiben wollen

sollten wir nicht über unser Lebensende grollen,

das für uns Schweine selten ein natürliches ist,

weil der Mensch unser Fleisch so gerne isst;

hatten wir aber ein glückliches Schweinleben

sei unser Schlachten eventuell den Menschen vergeben.“

Ein Vorschlag für vernünftiges Entscheiden:

Prüfen, ob Schweine als Heimtiere gar leiden!

Als Haus- und Nutztiere art- und tierschutzgerecht halten

sollte man für unsere Mitgeschöpfe immer beibehalten.

 

(Fortsetzungen folgen)

 

Der Bauer, der das Schwein Felix übernahm stellte einen solchen Schweinetransportkasten zu Verfügung mit dem das Tier zur Tierklinik und zum Bauernhof gebracht wurde.

Bild zum Gedicht Fiktive Tiergespräche 7.Fortsetzung (nochmals Schwein)

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