Paul Rudolf Uhl

Die BLUNZN

 

Von meinem Vater (er war ja Maler) gibt es folgende Anekdote:

Als er – etwas bezecht und spät vom Wirtshaus, in dem er mit seinem Lehrmeister Köhler gefeiert und gesungen hatte, nach Hause tappte, brachte er – als Versöhnungsgabe – eine frische Blutwurst mit heim. Er weckte seine Frau  Anna vorsichtig, zeigte ihr das Geschenk und schlug vor, sie noch  warm zu machen und gleich gemeinsam zu verspeisen. Die gerade Eingeschlummerte war verärgert! Und was sich weiter abgespielt hat, konnte man ein paar Tage später in der Zeitung lesen: Richard Köhler, der vom Vorfall wusste, hat nämlich folgendes Gedicht verfasst und veröffentlicht.:

 

             Mit der Blutwurst in der Taschen

          geht der Seppl heim ins Ficht.

          Wollt‘ sei‘ Frau mit überraschen,

          doch die schlief, wart´ seiner nicht…

 

          „Höre, Weiberl, aufgewacht!“

          Zärtlich tut er sie erwecken:

          „Wolln die Wurst uns schmecken lassen!

          Schnell wär‘ sie doch warm gemacht!“

 

            „Konnst da denkn!“ duad sie lispeln –

           - aufsteh‘ wegen deiner Wurscht?

          Saufts ned so, ihr oid‘n  Gispeln…

          So vui trinken über‘n  Durst!“

 

             Da packt den Seppl arge Wut,

          schmeißt am Tisch die frische Blunzn…

          An Deck‘ und Wände spritzt das Blut…

          Oh, mei‘, die Küch‘ glei‘ so verhunzen!

 

             Er schleicht den Keller still hinab,

          holt‘n Kalk, um d Küch‘ zu streichen…

          Den Dreck kratzt er mit Spachtel ab,

          der Rest der Nacht tut ihm kaum reichen…

 

             Leicht bekleidet schwebt sie `rüber,

          wo er tilgt des Blutes Spur…

          Und sie sagt: „Ja, ja, mein Lieber,

          blinder Zorn, der schadet nur!“

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