Der alte Mann - und die Feldmaus
Ballade
Eine Heimat braucht jeder Mann
Ohne Heimat, - ist er nur ein Vagabund
Er möcht allen zeigen, was er kann
Liebt an seiner Seite, den treuen Hund
Er baut ein Haus, ein Nest, für seine Lieben
Möchte, - dass Frau und Kinder glücklich leben
Arbeitet viel, zum Ausruhen, keine Zeit geblieben
Will er sein Ziel erreichen, muss er alles geben
Er pflegt die Gräber der Eltern, die gestorben
Pflegt den Hausgarten, mit liebevoller Hand
Erntet, die Früchte, des Herbstes am Morgen
Bestellt im Frühjahr, das Gartenland
Hat er sein Ziel erreicht, das Werk vollendet
Ist er oft ein alter und kranker Mann
Die Kinder haben das Haus verlassen
Die Frau hat sich einen Anderen, zugewandt
Nun sitzt er allein, in seinen, Garten
Die Beete, voll Unkraut kaum zusehen
Als würde er auf den Frühling warten-
Um zu pflanzen, - das Gemüse einzusäen
Die rostige Bank hat alle Farbe verloren
Auf den Tisch, davor, wuchert grünes Moos
Als hätt die Zeit, sein Lebenswerk eingefroren
Wie die kalten, blauen Hände, in seinen Schoß
Es muss Wesen geben, die mich lieben?
Ich habe doch alles, - für Frau und Kinder getan
Wo ist die Frau, sind die Kinder nur geblieben?
Was hab ihr mir angetan, wir, doch glücklich warn!
Eine Feldmaus, alt, zerschunden, das kleine Wesen –
Besteigt den Tisch, bleibt stehen, schaute umher
Hast du nie, - im Buch der Natur gelesen?
Warst nie zufrieden, wolltest immer mehr!
Ich habe nur mein Leben, sprach die Maus
Ihre Stimme klang so dünn, wie sie selber war
Wohne im Grill, im wilden Brombeerenstrauch
Dort bin ich geschützt vor jedweder Gefahr –
Und doch, viele Mäusejäger wollten mir ans Fell
Die Vogelkralle packte mich, ehe ich mich versah –
Ich biss, schrie, wand mich, - gewann das Duell!
Oh Schreck, Teile vom Fell, waren nicht mehr da!
Lag verletzt im Grill, im Brombeerstrauch
Konnte vor Schmerzen, lange Zeit nicht gehen
Nährte mich, von den Nüssen, dem Haselstrauch
Habe dich oft, hier am Tisch, sitzen gesehen –
Mein Freund, du bist einsam und krank wie ich
Wollte zu dir gehen, wollt reden mit dir -
Wir sind ungleich. Menschen mögen Mäuse nicht
Dass ich nicht zu dir ging, mein Freund, verzeih!
Der alte Mann, voll Staunen, - rieb sich die Augen
War alles nur ein schöner Traum? Die Stimme im Ohr
Die feine, klare Stimme der Maus, nicht zu glauben
Ein Delirium Tremors? Ein Endzeittraum
Er schaute durch die Finger der rechten Hand –
Was er sah', eine Feldmaus mit zerschundenem Fell
Er schaute, schaute, eine lange Weile, unverwandt
War das, was er sah' Wirklichkeit oder nur virtuell?
Müdigkeit, - Verlorenheit umklammerte sein Herz
Die Augen verloren ihren Glanz, er stürzte ins Dunkel
Sein Kopf viel auf die Brust, verspürte keinen Schmerz
Gebettet in melodischer Musik und Sternen Gefunkel
Schwebte er hinauf, - ins Reich der Gottgeweihten
Sein Leben rauschte wie ein Bach an ihn vorbei
Er schritt in Freude, durch die vier Jahreszeiten
Des Waldes leises Rauschen klang, wie Plauderei!
Er hörte eine Stimme, all Mühsal ist nun vorbei!
Komm zu mir, hast in deinem Leben, genug getan
Schweige in der Stille, - vergiss all Haderei -
Komm, "Abgeliebter!", vergiss des Lebens Wahn
*
(17.08.2018) E Story