Martin Jungeblut

In Vino Veritas

Die Philosophen sich verstiegen:
Im Wein, da soll auch Wahrheit liegen.
So hallt's in der Gelehrten Sprach'
fortan im ganzen Weltrund nach.

Nun ist gesagt ja nicht bewiesen.
Dass Zung' vom Wein sich lockern ließen,
das mag wahr und empirisch messbar sein,
doch ist der Grund die Wahrheit in dem Wein?

Das weckt die Herr'n der Wissenschaft,
genau zu schauen in den Rebensaft:
Wie lässt die Wahrheit sich bemessen,
in welche chemisch' Formel pressen?

Wie lässt der Wirkstoff sich erfassen,
wie dessen Menge sich anpassen?
Ist ein jeder gleich betroffen,
hat er ein Quantum Wein genossen?

Und wo kommt dabei die Wahrheit her,
schwirrt sie sonst nur frei umher?
Wenn nein, dann wäre wohl die Frag',
ob sie schon im Traubensafte lag.

Ist sie ein Produkt der Fertigung?
Durchdringt die Weine bei der Lagerung
und gliedert sich dem Safte an
oder wird sie aktiv reingetan?

Diese Frag', obschon nur Arbeitshypothese,
ergab bald darauf schon groß Gerede,
als ein Fachmann sich darauf berief
und so die Politik auf ihren Plane rief.

Die war erwartungsgemäß empört:
derlei Treiben reglementiert gehört!
Die Wahrheit sei, so müsst man's rechtlich sehen,
als Lebensmittelzusatz zu verstehen.

Und daraus ergäbe selbstverständlich sich
für die Winzer Kennzeichnungspflicht!
Gesetze wurden neu geschrieben,
bis keine Zweifel übrig blieben.

Die Wahrheit ist im Wein.
Wie und wo sie kommt hinein,
soll die Forschung nun schnell klären.
Und ob solche Zusätz' nicht auch wären

schädlich in allzu großen Mengen -
oder gegenteils Findige errängen
unlauter einen Vorteil auf dem Markt,
würden sie bewerben diese Eigenart.

Um dem ersteren in jedem Falle vorzubeugen
soll fortan auf dem Etikette zeugen
eine E-Kennzeichung von der Wahrheit,
die sich rechtens drin zu finden hat.

Der arme Philosoph schaut konsterniert,
was ist die Welt doch kleinkariert!
Kopfschüttelnd leert der Weise seinen Wein -
Was Gesetz, das muß auch sein!

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