Steffen Herrmann
Zur goldenen Hochzeit - Anregungen für Familienfestreime
Als grosser Dichter vor dem Herrn
geb' als Filius ich doch gern
bei mancherlei Familienfesten
Knittelverse hin zum Besten.
Und wenn es rumpelt und auch knarzt
und die Reime schief sind
verdirbt es uns doch nicht den Spass
das weiss jedes Kind.
Heut geht es um fünfzig Jahre
und was da so geschieht -
genügend Zeit für graue Haare
wie man auch an mir sieht.
Blickt man in die Zeit zurück,
dann sieht man, was der Fall ist.
Die Ehe ist ein grosses Glück
und ganz selten auch mal nicht.
Erst ist man jung, am Ende alt,
erst ist die Kraft gewaltig
Da ist man fesch, hübsch von Gestalt
und später wird man faltig.
Ja, die Liebe ist ein Zauber
man greift da zu den Sternen,
wir machten erst den Abwasch sauber,
woll’n dann gemeinsam – lernen,
mühen uns ab, von früh bis spat
tun Chemikalien kochen.
Man sehnt sich nach dem Biertestat,
das dauert manchmal Wochen.
Wir mussten uns ganz schön beweisen,
öfter mal zusammenreissen.
Der ganze Stress, blickt man zurück,
bedeutete ein grosses Glück.
Lebt man zusammen Tag und Nacht
und zieht an einem Strang
wird besser einmal Ernst gemacht
dann heisst es 'lebenslang'.
Die Ehe ist ein Sakrament
an guten wie an schlechten Tagen
am Ende gilt das Testament
bis dahin soll man sich vertragen.
Nach Mölbis führte dann die Reise,
wir hatten schliesslich etwas vor,
was ist denn das für eine ….
hier stinkts ja mehr als im Labor!
Der Schwiegersohn, da kommt er ja.
Er hat studierte Hände!
Skeptisch schaut der Herr Papa
Schwieriges Gelände!
Dann kamen Kinder, eins, zwei drei
und mit der Ruhe ist's vorbei
häufig gibt es auch Geschrei
und auf dem Teppich klebt der Brei.
Im Waschhaus tut sich Wäsche sammeln
und das gilt auch im Winter,
ja man hat keine Zeit zum Gammeln,
doch dafür hat man Kinder.
Früh aus dem Bett, die Arbeit ruft,
die Wäsche viel, der Ofen kalt
es stresst der Chef, es dreckt die Luft,
die Kinder laut, die Eltern alt.
Elternabend, Kegelrunde
Wiese mähen, Böhlner Bad
Freitagabend für 'ne Stunde
hin natürlich mit dem Rad
Man hat sich abends gern getroffen
zu 'ner Feierrunde
da wurde auch ganz schön gesoffen
bis zu später Stunde.
Das Werk versorgte uns mit Dreck,
die Wiese wurde schwarz,
da wollte man schon auch mal weg,
zum Beispiel in den Harz
oder zur Ostsee, in den Urlaub,
doch nicht zum Mittelmeer,
denn ihr wisst ja, mit Verlaub,
es ist die DDR.
Hierzuland geht man nicht segeln
sondern lieber abends kegeln
hier trinkt man Korn, hier spielt man Skat
hier schimpft man gerne auf den Staat.
Man pflegt mit Liebe seinen Garten
aufs neue Auto muss man warten
doch irgendwann ist das zu Ende
hierzuland nennt man das 'Wende'
Jetzt gibt es schön're Schuh’ und Jacken
jetzt kann man gröss're Brötchen backen
und haben seinen eignen Laden,
man nimmt Kredit und zahlt in Raten.
Endlich rackern ohne Pause
abends blieben wir zu Hause
wollten manchmal was verändern
und träumten dann von fernen Ländern.
Es kommen Enkel, ziemlich viele
und es ist wieder Zeit für Spiele
und für Reisen in die Welt
fürs grosse und fürs kleine Geld.
Ja, was soll der Dichter sagen:
mal gibt es Kuchen, mal nur Brot
ein jeder hat sein Los zu tragen,
hat manchmal seine liebe Not.
In diesem Sinne: hebt das Glas
und lasst 'nen Tropfen fliessen
und lacht auch mal und habt auch Spass
und tut es dann geniessen.
Vorheriger TitelNächster Titel
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Steffen Herrmann).
Der Beitrag wurde von Steffen Herrmann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.12.2018.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).