Sabrina
Die Schlucht zwischen uns
Wir hatten stets viel Spaß zusammen,
ihr seid mir sehr ans Herz gewachsen.
Und ich konnte euch alles erzählen.
Das dachte ich zumindest.
Aber scheinbar hatten wir den Gipfel noch gar nicht gemeinsam bestiegen.
Denn Zeiten ändern sich.
Und Wege trennen sich.
Warum war ich euch in jenem Moment so fern?
Mache ich mich lächerlich?
Ich wollte mit euch Zeit verbringen,
und ich hatte einen Wunsch.
Eine Kleinigkeit.
Eure Hilfe blieb halbherzig.
Ja, es war kalt.
Noch war es zu früh zum Aufgeben,
wir hatten doch noch gar nicht richtig angefangen.
Ich sah eine Möglichkeit.
Ich wandte mich zu euch um.
Und mich ergriff Enttäuschung.
Wieso?
Wieso wart ihr so weit weg?
Warum wart ihr einfach gegangen?
Habt ihr überhaupt gemerkt, dass ich euch nicht folgte?
Wann hättet ihr euch nach mir umgesehen?
Ja, ich stand dort noch,
geschockt, verletzt.
Und zurückgelassen.
An einem fremden Ort.
Ich gehe euch nach.
Ich renne.
Und hole euch ein.
Wut.
Enttäuschung.
Trauer.
Warum?
Sagt es mir?
Ihr habt einfach miteinander geredet.
Und nicht bemerkt, dass jemand aus eurer Mitte fehlt.
Warum habt ihr es nicht bemerkt?
Wie dumm ich mir in diesem Moment vorkam.
Wie schwach und lächerlich.
Ich habe versucht, euch meine Gefühle zu erklären.
Hört mir zu.
Ihr wart irritiert, verwundert.
Ihr habt mich selten so erlebt.
Gegen euch.
Verletzt.
Euer Verständnis klang lasch.
Man sagt, mit Reden wird alles besser.
In diesem Fall nicht.
Ich fühlte mich schlimmer als zuvor.
Entblößt und gedemütigt.
Warum klingt ihr so bemüht und irritiert?
Versteht ihr meine Gefühle wirklich nicht?
Mein Herz weint.
Ich betrachte die Schlucht zwischen uns.
Plötzlich war sie da.
Ich kann ihren Boden nicht erkennen.
Ich wage keinen Versuch, sie zu überwinden.
Freunde sind auch nur Menschen,
sie sind egoistisch,
sie machen Fehler.
Sind unachtsam.
Das ist okay.
Aber tut das nicht so ab.
Egal wie oft ich es sage,
egal was ich versuche,
es kommt nicht richtig raus.
Es klingt falsch.
Ihr habt mich noch nie so sehr enttäuscht.
Begreift, wie sehr mich das getroffen hat.
Ich bitte euch darum.
Nehmt mich doch ernst.
Oder könnt ihr es wirklich nicht?
Ich hatte wohl immer angenommen,
dass Freunde
aufeinander Acht geben.
Und dass sie aus reinem Instinkt heraus
bemerken, wenn jemand fehlt.
Nahm ich das zu selbstverständlich?
Habe ich überreagiert?
Keine Sorge, ihr beiden, ich sage nichts mehr,
ich habe resigniert.
Wir bleiben Freunde.
Und dennoch…
Ich werde euch wie immer in die Augen sehen
und anlächeln
von der anderen Seite des Abgrunds.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2019.
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