Gherkin

Das Alter (♂)

Wenn Opa mal zum Enkel spricht,
heißt es: Der versteht mich nicht!
Und das sagen alle beide -
Enkel: Stets den Opa meide!
Der riecht so seltsam, ist so alt
(wart´ nur ab, du bist´s auch bald...).
Du Opa: Meide Enkel-Treffen,
gib dich höchstens ab mit Neffen!
3 Generationen unter nur einem Dach,
das sorgt doch stets für mächtig Krach!



Nicht ganz ernst gemeinte Parabel. Der Opa
schwadroniert und erzählt gähnend langweilig
von seiner Jugend und davon, dass früher ja
alles so viel besser war. Als Oma noch lebte...

Der Enkel, gepeinigt, muss zuhören, sonst
bekommt er seinen Zehner am Ende nicht.
Hart verdientes Geld. Immer dieser blöde
Trip ins Altenheim, wenn das neue Nintendo-
Spiel auf dem Markt ist. Bis zu 45 Minuten
muss der Enkel ausharren, bevor der Opa
den Zehner zückt.

Hier nun, in Reimform, die Rede eines sehr
zynischen, mürrischen und griesgrämigen
alten Mannes an den jungen Enkel, oftmals
geriert so etwas auch zum Selbstgespräch.

Vorwürfe der jungen Leute an die Steinalten:
Die quatschen immer nur über ihre verdammten
Krankheiten und wieviele Pillen sie nehmen usw.
Granteln immerzu herum und riechen streng.

Vorwürfe der alten Leute an die jungen Rabauken:
Die immer mit ihren Handys und den Konsolen...
Wir haben früher Radschlagen geübt und einen
Reifen geschlagen, das hat keinen Pfennig gekostet!



DIE ANSAGE

Die ganze Welt, ein Sündenpfuhl
Gebete für den weichen Stuhl.
Mich plagen Zipperlein - und wie!
Ein Evviva auf die Geriatrie!

Mundwinkel zeigen deutlich nach unten (Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung der Gesamtsituation),
ein Griesgram legt Sarkasmus-Lunten (WOW, Moser-, Motz- und Mäkel-Mann mit Eigen-Ironie).
Zucker, Star und schütteres Haar -
wie schön war´s noch vor einem Jahr! (Enkel gähnt)

Immer schwerer fällt das Gehen,
die Hand vor Augen, kaum zu sehen...
Bist auf dem Friedhof oft zu finden,
sitzt brabbelnd unter alten Linden. (Immer diese Selbstgespräche...)

Das Wasserlassen, eine Qual (Enkel denkt: too much info!).
Es schmerzt und brennt von mal zu mal.
Die Prostata macht mir ständig Sorgen,
bin ich noch am Leben - morgen? (Enkels Gedanken sind hier nicht wiederzugeben!)


Der Frieder ist ja auch schon tot,
ah, Fencheltee zum Abendbrot (wird im Seniorenheim schon um 17:30 Uhr serviert!).
Die falschen Zähne flutschen raus,
bald ist´s vorbei und aus die Maus! (Nicht, bevor ich meinen Zehner hab, denkt der freche Bengel)

Ach, Enkel, ist das Leben mies...
Die Rente spendet wenig Kies!
Freude kommt nur selten auf,
etwa beim Zigarren-Kauf... (Probier lieber mal nen Joint, denkt der Enkel, das zieht die Mundwinkel hoch!!)

Jetzt bin ich älter als Franziskus (Jungspund: Wers´n dat??),
und täglich schmerzt mich der Meniskus (das Wort hat der Enkel schon mal gehört... Fußball!!).
Und Höllenqualen leide ich,
im Rücken, einfach fürchterlich! (Nun hör doch auf mit diesen Beschwerden, Opa, rück den Zehner raus!)

Die Zehennägel kappen, eine Folter (Das will ich mir gar nicht erst vorstellen, denkt Enkel Kevin),
ein Euro fällt, na ja, da rollt er... (Wenn dem Opa das an der Kasse passiert, bücken sich alle, außer ihm!)
Kann mich ja längst schon nicht mehr bücken,
mag JETZT der Herrgott mich entrücken! (Enkel kann mit diesem Begriff nichts anfangen)

So dankbar flöge ich hinauf -
Ihr unter mir, ich pfiffe drauf! (Das ist ja ein niedlicher Chaot, mein Opa, weiß jetzt, woher mein Papa...)
Das Alter ist kein Zuckerschlecken (Sag bloß, du Schrott-Wichtel... der Enkel ist heute sehr herbe drauf!),
den meisten will´s so gar nicht schmecken!

Ganz sicher wirst auch DU mal alt (sieht den missratenen Enkel streng an),
dann aber bin ich selbst schon kalt (ja ja, lass ma stecken, Alterchen...).
Seit Jahren nicht an Sex gedacht...
(mehr zu sich selbst) Wie hab ich´s früher bloß gemacht? (Enkel hat nicht zugehört, checkt SMS)

Erdwärts zieht´s mich, und dies mit Macht,
ich hör schon, wie der Teufel lacht...
(Deutlich lauter, zum Enkel gewandt) Rede deutlich und recht laut,
Das Hörgerät ward mir geklaut... (Und die Kasse zahlt so bald kein neues!)

Um dich richtig gut zu hören,
darfst du nicht mit dem da stören (will dem Enkel das Handy entreißen, der wehrt sich vehement, gewinnt).
Flatulenzen zur Unzeit, und das jeden Tag (Na, jetzt sind wir ja beim Thema Numero Uno, denkt Kevin)...
Wo ich den Erbsen-Eintopf doch so mag.

Das Bierchen schmeckt schon längst nicht mehr (mehr schmauchen, weniger saufen - Kevin!),
dann eher schon ein Marillen-Likör!
Enkel, wenn ich´s recht bedenke
(auch, wenn ich dich damit kränke):

Bleib immer so jung und meide das Alter!
Was hab ich denn schon? Zigarren und Psalter! (Und Fencheltee, denkt Kevin, streicht seinen Zehner ein!)




 

Bild zum Gedicht Das Alter (♂)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.03.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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