Claudia Ramm

Museumsbesuch

Ins Museum führte mich mein Schritt,
ich nahm nur mich, sonst niemand mit.
Allein genoss ich Raum für Raum,
ließ meine Blicke alles schaun.

Vergangenes aus den Epochen,
manches heil, doch viel zerbrochen.
Geschichte erzählt in Scherben und Ton,
geflüstertes Leben, das lang schon davon.

Schicksale und Dramen, von Mensch und von Tier,
von all diesen Dingen zu sehen gab´s hier.
Dort ein Portrait mit Augen so weise,
hier nur ein Knochen, er flüstert ganz leise

mir zu: "Sieh mich an! Ich war mal wie du!
Lebendig, voll Leben. Was sagst du dazu?"
Ich schaue ihn an und anworte stumm:
"Kann dich nicht bedauern, nimm´s mir nicht krumm!

Du liegst hier bestaunt in einem Kasten,
bringst Menschen zum Grübeln und auch zum Rasten.
Bin ich einmal tot, fänd ich´s auch ganz nett,
zu liegen in so einem bewunderten Bett.

Du bist nicht vergessen, man denkt an dich hier,
so geht es nicht Vielen, ich gönne es dir!"
Dann dreh ich mich um und verlasse den Ort,
doch in Gedanken nehm ich ihn mit fort.

Wer weiß schon, was einmal mit mir wohl geschieht,
wem die Obhut meiner Gebeine obliegt.
Dann fällt mein Blick auf Gold und auf Tand,
ich lasse mich treiben wie Wind über Sand.

So schreite ich Stunden, Schritt um Schritt,
nehm all diese Geschichten, die Eindrücke mit.
Und später am Abend, bei einem Glas Wein,
da fällt mir wieder dieser Knochen ein.

Ich hebe mein Glas und proste ihm zu:
"Auf dich! Auf dein Leben! Auf selige Ruh!"
Ich schließe die Augen und denke besonnen:
Heut hab ich viel Einsicht ja gewonnen.

Übers Leben, den Tod, das Dasein an sich.
Vergangenheit, Gegenwart auch sicherlich.
Ein Tag im Museum der bringt uns mit Glück
das Bewusstsein für´s eigene Leben zurück.
(C)Claudia Ramm
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.03.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Meine Gedanken bewegen sich frei von Andreas Arbesleitner



Andreas ist seit seiner frühesten Kindheit mit einer schweren unheilbaren Krankheit konfrontiert und musste den größten Teil seines Lebens in Betreuungseinrichtungen verbringen..Das Aufschreiben seiner Geschichte ist für Andreas ein Weg etwas Sichtbares zu hinterlassen. Für alle, die im Sozialbereich tätig sind, ist es eine authentische und aufschlussreiche Beschreibung aus der Sicht eines Betroffenen.

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