Gabriele A.

Im Bingerloch- Unbarmherzigkeit umweht den Mäuseturm



Wo Fluten des Rheines an Klippen rauschen,
Felsen die kleine Insel umsäumen,
Stromschnellen in der Enge aufbrausen,
Wogen sich brechen an Steinen und schäumen.

Dort lebte der Erzbischof Hatto der Zweite,
ein Würdenträger in geistlicher Art,
sein Handeln er flehend zu spät bereute,
die Greultat mit seinem Spott noch gepaart.

Hungersnot herrschte in diesen Tagen,
die Armen bettelten um ein Stück Brot,
die Vorräte füllten nur seinen Magen,
er gab kein Gehör dieser großen Not.

Die Kammern des Bischofs so reichlich gefüllt,
verzeifelt das Volk ihn mit Bitten ersucht,
Hatto schrie herzlos und fuchsteufelswild:
"Sie trachten schier nach meiner Frucht!"

So ließ er die Waffenknechte vereinen,
"Ergreift die Empörten in meinem Land
und sperre den Pöbel zusammen in Scheunen
und stecke diese sogleich in Brand."

Das Klagegeschrei bis zum Himmel aufschwang
barbarische Tat, die nicht zu begreifen.
Sein spöttisch Gelächter mit teuflischem Klang:
"Hört ihr wie die Kornmäuse pfeifen?"

Kaum hatte er diese Worte gesprochen,
ein Poltern begann just im Augenblick,
fortan kamen tausende Mäuse gekrochen,
der geistliche Herr wich sofort zurück.

Er flüchtet zur Insel, in altes Gemäuer,
wähnte sich sicher - sein Irrtum war bitter,
es folgten durchs Wasser die Ungeheuer;
in die Gemächer durch Ritzen und Gitter.

Von Mäusen zerfressen, so endet sein Leben,
noch heute soll er in düsteren Stunden,
als "Graue Wolke" den Turm umschweben,
die ewige Ruhe noch nicht gefunden.


(c) Nordwind

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Gabriele A.).
Der Beitrag wurde von Gabriele A. auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.03.2019. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Gabriele A. als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Vom Ufer aus von Hans Witteborg



Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)

Gabriele A. hat die Funktion für Leserkommentare deaktiviert

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Besinnliches" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Gabriele A.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

aber sowas von Plemplem von Gabriele A. (Der gereimte Witz)
Musiktrost von Ingrid Drewing (Besinnliches)
GEDANKEN-GUT für BESSER-WISSER von Siegfried Fischer (Wortwörtliches-Wortspiele)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen