Lieber Andreas,
das ist sooo schön, aber auch sooo schwer. Da musste ich erst einmal kräftig googeln:
- Roger I. (1031-1101 n. Chr.) "war Herrscher von Sizilien ......Roger praktizierte eine allgemeine Tolerierung der Araber und der Griechen und erlaubte jeder Gruppe die Ausweitung ihrer eigenen Zivilisation" (Wikipedia)
- Schächer (einer der beiden Verbrecher, der mit Jesus gekreuzigt wurde und der noch am Kreuz über ihn lästerte)
Jetzt versuche ich mal Satz für Satz zu interpretieren:
Stadttauben gehören zum Straßenbild (Die Straße löst sich auf in graue Tauben,)
vom Umweltschmutz verdreckte Scheiben (die Fenster spiegeln sich nicht mehr nach innen,)
trotzdem wirkt der Himmel wie im Süden (den Wolken wachsen Kalk und Mauerzinnen)
überall andere Gerüche (und in die Schlüsselbeine hängen Trauben,)
multikulturelles Berlin (als sprösse in Berlin Sizilien)
wie unterschiedliche Zivilisationen, die nebeneinander leben (Rogers des Ersten weiße Normandie.)
Berlin, immer ein schwammiges Irgendwie (Der Raum, die Zeit, ein vages Irgendwie)
aus Leben, Liebe, Häusern (aus Pulsen, Minne, Immobilien,)
aus Statistiken, doch manches (aus Zahlen, unerlöst, wie jener Schächer,)
ändert sich nie: (der noch am Kreuz blieb, der er immer war:)
milieugeformte Irre, Kleinverbrecher, (milieugeformter Irrer, Kleinverbrecher,)
oder die, die nur oft bei Rot über die Straße gehen, (er, der bei Rot die Straße überquert,)
Geschäftsleute, Hochmütige und Gelehrte (Hemd und Kravatte – Bruder Adebar –,)
sie alle treffen sich und machen, dass die Stadt der Zeit immer ein Stück voraus ist. (und sich im Hausflur vor der Zeit entleert.)
..... kommt das so in etwa hin?
Liebe Grüße
Gaby
Gaby30.04.2019
Lieber Andreas,
anregend geschrieben, wie wir es ja lieben.
Da meißelt sich so einiges heraus. Berlin ist
ein Dorf - eine Stadt - ein Welthaus
mit allem was dort lebt, auch mit Ratte und Laus.
Ein wildes Durcheinander, geschäftiges Treiben.
Auch der Himmel bebildert sich anders.
Wolken schminken sich gekonnt...
Grau und auch neon wechseln die Gestalten,
die sich in vielen Vierteln aufhalten.
Und zwischendrin ein Verschnauf,
da drängen sich einladende, südliche Bilder auf.
Ein Multikulti zuhauf...
Und morgens - zuweilen - weit die Fenster auf,
wie es früher schon immer Brauch...
Da ist das Forsch-Freche auch gern zu Haus!
Und das Intellektuelle macht Parolen daraus.
Man trifft wohl auf Alles, was heute so IN;
deshalb zieht's so viele nach Berlin.
Bei manchen ist es rein ein Spleen...
So ein paar Gedankengänge-Grüße von mir
- Renate
(ein vages Irgendwie!)
Renate Tank30.04.2019
Lieber Andreas, dein Gedicht beschreibt das negative Menschenbild , vielleicht beim Blick aus dem Fenster? Beim letzten Terzett stellte ich mir den großkotzigen Pinkel im Anzug vor, der wahrscheinlich betrunken, in den Hausflur kotzt, weil er es nicht mehr bis zum Klo schafft, oder aber der Klinkenputzer der den Leuten was aufschwatzen möchte? Das Gedicht schwingt negativ. Hatte direkt Peter Fox "Stadtaffe" im Kopf.
Leider könnte ich auch nicht jede Zeile abgreifen, dennoch finde ich dein Sonett interessant geschrieben. Liebe Grüße ins graue Berlin sendet dir Britta
Die Lilie30.04.2019
Lieber Andreas
Dein Gedicht mag Freude bei Dir auslösen,
doch bracht's beim lesen mich zum dösen,
denn dieses Vers Gewirre
führte mich total in die Irre,
denn ich bin nun mal kein Lyrikter
nur ein verzweifelter Kritiker.
Freundliche Grüße Gerhard
esuark30.04.2019
Im Ersten Moment dachte ich es sei Tauber Bischofsheim, dann bemerkte ich jedoch dass es kühl wurde und köpfte mir eine Kanne Brot.
LG Horst
Horst Fleitmann30.04.2019