Horst Fleitmann
Verkehrte Wahl
Von einem Herrn in seinen besten Jahren,er mag so um die fünfzig wohl gewesen sein,
hab kürzlich ich durch einem Freund erfahren.
Hört zu, kaum einem Leser fällt dazu was ein:
Ein Notfallarzt der vor des Herren Tod
gerufen wurde und sein Bestes gab,
um ihn zurück zu holen voller Not,
der ahnte nicht was er dem Herrn antat.
Spät fand man einen Brief von jenem Herrn
in dem er nach der Rettung sich beschwerte:
„Ich mag nicht mehr, ich wollte sterben gern.“
Gleich wär’s ihm ob und wie man das bewerte.
„Ihr habt mir doch die Miete nicht bezahlt
weil ich sie nicht mehr zahlen konnte.
Als mit der Arbeit ihr mir Zukunft nahmt,
verschwanden alle meine Horizonte.
Ich wär zu alt, sagt ihr, um Neues anzufangen.
Wie sehr suchte ich Arbeit. Doch ich fand sie nicht.
Was mach‘ ich mit den Tagen, diesen langen
an denen mit sich selbst man, und den Wänden spricht?
War ich gesund, habt ihr auf mich gebaut.
Doch als ich krank war, seid ihr umgeschwenkt.
Ich habe leider euch zu sehr vertraut
und das Vertrauen ganz umsonst verschenkt.
Ihr hattet mich zurückgeholt. Zurück ins Leben?
Was ihr so Leben nennt, nenne ich Qual.“
Er hat ein zweites Mal sich Mut gegeben.
Ein zweites Mal traf er verkehrt die Wahl.
„Ich möchte sterben weil ich es so will“,
stand noch am End‘ in seinem Abschiedsbrief.
Dann wurd` es langsam in und um ihn still.
Der Arzt kam nun zu spät, den man noch rief.
© Horst Fleitmann 2019
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.05.2019.
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