Andreas Rüdig
Der Archivar
Der Archivar übernimmt, bewertet, erschließt und sichtet analoges und digitales Schriftgut von öffentlichen und privaten Verwaltungne sowie Privatpersonen. DIeses Schriftgut wird aufbewahrt und öffentlich und frei zugänglich gemacht.
Gestatten: Witold Erdmann Leberecht Chlodbert mein Name. Ich bin der Leiter des Niederrheinischen Erotik-Archivs in Uedem.
Sie fragen nach den Utensilien, die Sie bei mir finden? Was für eine Frage! Bücher, Zeitschriften und Filme findet man bestimmt nicht. Wie - das glauben Sie nicht? Gut, dann beginnen wir mit der Führung. Wir starten in der Welt der Kondome. Klein, aber fein, nicht wahr? Die Abteilung Fetisch, Lack und Leder ist schon deutlich umfangreicher. Der sadomasochistische Bereicht ist für mich ein absoluter Höhepunkt - diese Peitschen, diese Gerten, diese Hodenquetschen, diese Nasenringe, diese Peniskäftige: dies sind nur einige der Hingucker, die ich Ihnen präsentieren kann. Und zum Abschluß noch den allgemeinen Schaubereich mit Dildos, Lecklappen, künstlichen Vaginas u. ä. Ich hoffe, Ihnen hat der kleine Rundgang gefallen.
Sie haben noch eine Frage? Ja, bitte sehr, welche denn? Wie es zu dieser Sammlung gekommen ist, möchten Sie wissen? Ich entstamme einer Samenspende; ein sadomasochistisches homosexuelles Ehepaar hat seinen Samen verschleudert und es einem verklemmten lesbischen Ehepärchen mit glühendstem Kinderwunsch gespendet.
Bei so viel Anomalie muß man sich einfach für die unterschiedlichsten Spielarten des Geschlechtstriebes und Geschlechtsverkehrs interessieren. Bei mir persönlich ist das Interesse in der Zeit als Jugendlicher in ungebremste Begeisterung umgeschlagen. Ich wollte alles gleich und sofort wissen - ich war Exhibitionist und Voyeur zur gleichen Zeit. Bei dieser Neugierte braucht man natürlich auch viele Utensilien. Die ich mir auch alle selbst von meinem Taschengeld gekauft habe. Und dan dem Gebrauch nicht mehr wegschmeißen wollte - hat ja gekostet, teilweise auch Spaß gemacht, und einige Teile wollte ich auch noch einmal nutzen.
Als ich dann Sexualwissenschaften studiet habe, konnte ich schon von Anfang an auf ein umfangreiches Fachwissen zurückgreifen; ich mußte nur noch das anatomische Grundlagenwissen erwerben. Einer Sache können Sie sicher sein: Meine Professoren waren hocherfreut über meine Sammlung - sie konnten so ihren Fachunterricht viel anschaulicher gestalten.
Ich werde weiter sammeln. Es gibt noch so viele Skurilitäten, die meiner Entdeckung harren. Ich habe beispielsweise noch keinerlei potenz- und libidostigernde Mittel in meiner Sammlung. Auch Brautwerbegeschenke aus der Südsee, Liebestänze der Apatschen-Indianer aus Nordamerika oder die Gesichtsbemalung liebesbrüstiger Damen aus der Zentralafrikanischen Republi fehlen mir völlig.
Sie gehören in die nun zu gründende volkskundliche Abteilung meines Archivs. Reise in exotische Länder sowie Apothekenbesuche (für den Medizinbereich) werden also viel Zeit für meine forschende Archivarbeit ausmachen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.07.2019.
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