Karl-Konrad Knooshood
Heimat ist Singular
Je öfter ihr's verfemt,
in eurer unbegrenzten Globalklause,
macht mir nichts vor, ihr sehnt,
euch nach einem Zuhause,
zurück nach dem Kleinbürgerlich-Bequemen,
Befreiung vom Hamsterrad-Extremen,
abschalten zu können, dort anzukommen,
wo man als Mensch noch wird wahrgenommen,
Wo man geboren, geborgen ist aufgewachsen,
Orte voll Milch, Honig, Kaffee, Kuchen, Brot, Gebäck,
wo's grün ist, ruhig und rustikal,
in Altdeutsch-Gemütlichkeit gedeckt,
Duft nach Natur, Vertrautem, Schweinshaxen,
wo niemand laut ist, hektisch, brutal,
das Verweilen weilt ewig (scheint's) in satten Au(g)enblicken,
dem Alltag die Allmacht abzuknicken!,
Erzählt mir nix, ihr Anywheres!,
Ich kenn die Menschen gar zu sehr!,
Es kommt von innen, Herzen ungefähr,
auch ihr gehört wohin, woher!,
Gestylt euer Hair, von Mohair,
die Wolle feinsten Stils dank Großsalärs,
Doch auch ihr sehnt euch nach mehr!,
Heimat? – Für euch im Plural,
Identität? – Kam euch abhanden,
Ihr braucht die Einzahl im Rural,
in fernen Gestaden, exotischen Landen,
nie so richtig heimisch wart,
Wenn dann die Seele euch daheim aufklart,
wisset ihr's genau, was ihr in Wahrheit fern der Heimat, der einen, entbehret habt…
(05.09.2019)
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Der im Text vorkommende Begriff "Anywheres"
bezeichnet die "Kosmopoliten" und Globetrotter, die
Art Menschen, die sich überall zuhause fühlen
können, wo sie gerade sind. Eine beeindruckende
Fähigkeit. Im Gedicht geht es mir darum,
aufzuzeigen, dass sich auch die großen Vielreiser
und ständig an anderen Ecken der Welt sicherlich
nach einer Heimat (einer im Regelfall stationären,
immobilen) sehnen, nach einem Platz und Ort der
Zugehörigkeit, der Geborgenheit, der (inneren)
Einkehr und Ruhe.
Den großen Globalisten und "Die-Welt-ist-mein-
Zuhause"-Weltbürgern (besagte "Anywheres") stehen
die "Somewheres" gegenüber, zu denen auch ich mich
ehrlicherweise zähle. Ich wuchs in einer Kleinstadt
mit einer Bevölkerungszahl im niedrigen
fünfstelligen Tausenderbereich auf, irgendwo im
Münsterland. Geboren bin ich weiter nördlich, doch
meine Heimatverbundenheit spielt sich überwiegend
im Münsterland ab. Dort ist mein Platz der
Geborgenheit. Die "Somewheres"/Heimatverbundenen
sind hingegen gefühlsmäßig gebunden an ihre Heimat,
sie möchten ihr Land, ihre Region, evtl. ihr
Dorf/ihre Stadt nicht verlassen, nur weil globale
Krisen, die von großen Strategen/*innen
herbeigeführt wurden, es nahelegen. Sie möchten
ihre Heimat, das Ursprüngliche erhalten oder
zumindest eine haben, in der es sich friedlich und
überschaubar leben lässt. Die Meisten von uns sind
sicherlich eher "Somewheres" als "Anywheres". Die
Begriffe wurden übrigens vom englischen Publizisten
David Goodhart geprägt.
Hauptsächlich möchte ich, in epischer Länge hier,
beschreiben, dass JEDER MENSCH eine gewisse
Zugehörigkeit und Verbundenheit hat, dass diese
etwas aus tiefster Seele/tiefstem Herzen kommt,
dass nicht nur (aber auch) regionale Produkte (die
immer groß angepriesen werden, berechtigterweise,
wie ich finde) gern gekauft werden (im Münsterland
gibt es gute Milch, guten Mais (Maisfelder, soweit
das Auge reicht), gute Butter, gute Brötchen, gute
Eier, sogar (Bauern-)Schinken und gewisse andere
Regionalgerichte. Überregional aber fast überall
ähnlich gibt es die im Text genannten Dinge wie
Brot (Deutschland ist u.a. DAS Land der
Brotsortendiversität), Milch, Honig (am besten
direkt vom heimischen Imker), Kuchensorten (egal
wo, ich LIEBE Käsekuchen!) und auch
Fleischprodukte. Karl-Konrad Knooshood, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2019.
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