Mike Arnold
Des Tropfens Glanz
Aus stillem Moos, vom grünen Blatte, aus dunklen Feldern, vom grauen Wald erhebt es sich, wie tanzend, der feine Dunst, der kalt und klamm den nahen Tag begrüßt. Am Horizont, da wartet bittend Welt auf Licht und Wärme. Schwungvolles Leben, in gefiederten Körpern, erwacht und singt und sehnt sich nach dem Tag. Plötzlich bricht es hervor, ein gleißend Strahl, voll Inbrunst und Mut, der sich ins Auge der Nacht brennt. Silbern erst, ein Schemen, dann rot wie Buchenblätter, Licht sich findet ein und erhellt das, was grad schlafend war. Ein Bach sich windet durch das Tal. Auf seiner Oberfläche, spiegelnd, der Kuss der Sonne. Leise nur erzählt das Wasser von Stein und Schlamm, von Tieren, Menschen, die sich laben an dem Nass. Er fließt so ungestört und ruhig, durchschneidet Gras und Stein, suchend, schlängelnd dem Ziel entgegen. Aus vielem wird eins und Macht schwillt an, zum stolzen Strom. Doch hier im Morgentau ist es der Bach der einsam ist, getrennt vom Vater aller Wasser.
Huschend, flirrend bewegt sich in wilden Bahnen, kleine Tänzer. Auf und nieder geht der Tanz und zusammen mit dem Funkeln, erscheint die Einheit wohlgetan, die hier sich bildet zwischen Freunden. Das Eine nichts ist ohne Tanz, der Tanz, er braucht das Funkeln. Im klaren Grunde, träge schwimmt, ein silbern Körper und er sucht nach Tänzern. Der Blick erfasst das kleine Sein, den Tänzer. Das Schilf sieht Sprung und schnappen, und wiegt sich , leise raschelnd dann im Wind. Im nahen Hain, da rührt es sich. Mit braunen, warmen Augen nähert sich ein früher Gast. Vorsicht! Leise! Schritt für Schritt. Spähen, warten. Nun beugt er dem Grunde nieder und trinkt und Tänzer weichen.
Dort oben, auf dem grasbedeckten Hügel, da steht ein Mensch und staunt und fragt, wie lang solch wunderbares Leben noch unentdeckt vom Lärm und Dreck, sich winden kann und nährt die Tänzer, Gast und Schilf. Wie lang wird?s sein, bis seelenloser Stahl sich nimmt die Erden und stört die Eintracht. Wie lang wird?s sein, bis achtlos hingeworfene Reste, bis Gift sich frisst wohl in das Schimmern. Doch er hofft und staunt und stillt der Seele Durst nach Stille. So früh die Stunde ist, so jung der Tag. So wird der Mensch, der hier im Morgen steht und sieht das Leben, ruhig. So rastlos, herrschend, wie das Herz in seiner Brust oft ist, so ist es nun dies Bild in dem er steht, dass gebietet und die Einheit säht, die nötig ist für Frieden. Vielleicht, so denkt der Mensch, wird eines Tages, was heute ist getrennt und kämpft, zusammenfinden in solch hellem Morgen. Einheit mit den Vielem, was eins dann ist.
Und der Mensch dachte der Musik und der Mensch dachte der Liebe und sah sie hier im grünen Tal. Er dachte den Taten aus Mut und Liebe geschmiedet, er dachte den Büchern voller Weisheit und Glaube und sah all dies im Fließen des Baches. Er sah die Menschen, klein wie sie waren, großes denkend und gutes.
Er sah die Reinheit der Welt zusammen geschrumpft auf einen Tropfen, der auf des Schilfes Blatt sich fügte in die Pracht. Der Tropfen spiegelt Licht in tausendfacher Form in die Weite, bevor er
fällt
in
das
Fließen.
Und plötzlich ward die Angst hinfort gejagt und Eins war Mensch mit der Musik, mit der Liebe, mit dem Denken, dem Bach, der Welt. Als er ging, nahm Mensch den Bach, das Tanzen, die weiten, fruchtbaren Auen mit und schloss sie in das Herz. Mensch lächelt , der Entschluss gefasst, zu sähen die Stille der Einheit in die Herzen derer, die niemals sahen die Reinheit in des Tropfens Glanz.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.07.2004.
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