Patrick Rabe

Hey Joe (oder warum Jimi Hendrix nicht hätte nach Süden...)

Hey Joe (Oder warum Jimi Hendrix nicht hätte nach Süden fliehen sollen)

Hey Joe, wo willst du hin mit deiner Knarre in der Hand?

Willst du wirklich deine Lady erschießen?

Ja, sie ging fremd mit einem andern Mann,

und es gibt schon viel Gemurmel in Nazareth.

Aber das Heilige, das von ihr geboren wird, ist vom Heiligen Geist,

und der Farbige steht am Fußende des Bettes,

am Südende, wohin er floh

vor den Mordschergen des Mossad,

weil er auf Mirjam geschossen hatte.

 

Doch der Wind hatte ihren Namen wie "Mary" geflüstert

und das ist besser als das Geschrei durch die Flüstertüte,

das die Bullen sich auf der 5th Avenue leisten,

bevor sie bewaffnet auf die friedlichen Demonstranten losgehen,

und den schwarzen Jim als erstes erwischen,

so heftig mit dem Gummiknüppel,

dass ihm sein K(n)opf vom Hals fliegt.

 

Da ist es besser, sich von einem Alias

eine Alternatividentität andrehen zu lassen

und auf der Bühne Hendrixwhiskey zu saufen

und Bomben auf das sternverhagelte Banner zu sprenkeln.

Aber es gibt kein Morgen, und die Zeit läuft ab

und Gott hat dich nur bei einem Namen gerufen,

nicht bei zweien.

Was ist es wert, dem Gummiknüppel entkommen zu sein, aber an seiner Kotze zu ersticken?

 

Und hinter der Südtür ist ein Hurenzimmer

mit einer süßen Senorita zwar,

aber dein alter Adam Pat Garrett

ahnte, dass du die kühle Kirche knapp daneben nicht gesehen hast,

in der die Väter und die Mütter

zwar nur so taten, als würden sie beten,

aber der Priester lächelnd auf sie aufpasste

mit viel nordischer Meereskühle,

während draußen der südliche Feuersturm tobte.

Der ersten Schuss geht in den Spiegel,

denn Bruder Pat würde lieber sich selber erschießen

als seinen Freund Billy Robin-Cock in the Hood Eilish-the Kid,

doch irgendwann fallen die Sherrifsterne vom Himmel,

jeder nimmt sich einen

und dann werden Outlaws gejagt.

Wer dann keinen Freund ohne Knarre, sondern mit 'ner schnellen Karre hat,

ist aufgeschmissen.

Hör "Queen Jane"dabei im Radio.

Sie ist rotblond und selten blau.

Keep a cool head and always carry a lightbulb.

Und wenn du nicht weißt, was ein Ratschlag bedeutet,

dann folg keinen Führern

und schau nicht nach Parkuhren, 

iss keine Glühbirnen

und pflück keine Äpfel von Feigenbäumen,

sondern ab durch die Mitte

und sag es in deinen eigenen Worten.

 

Töte nicht, was du liebst.

Der nette zwinkernde Mann

holt dich von der Veranda des Südstaatenhauses ab.

Er duftet nach Abraham,

aber er smuggelt in der Bootlegwhiskey-Flasche

echten J.C.-Wein aus N.J.

und das ist nicht N.Y.,

weder Neil Young, noch New York.

Mal ehrlich: Man weiß doch auch nicht, wie die Gideonbrüder

immer ihre Bibeln

in die Schubladen

von schmuddeligen Stundenhotels bekommen.

Jeder der Jünger von J.C. hat sich schon so schmutzig gemacht, dass man denken könnte,

er sei ein Gangster aus der Gosse.

 

Sei kein Black Man,

verurteile niemanden

und spiel keine Alias-Spielchen.

Dein Großvater ist zwar in Auschwitz gestorben, aber, als er besoffen vom Hendrixwhiskey

den Watchtower runterkippte,

und zwar all along, der Länge nach.

Da nützen auch die Zeugen Jehovas nichts mehr,

denn Gott heißt ein klein bisschen anders.

Und wenn der alte, jüdische Mann zu dir kommt, trockne ihm die Tränen

und sag ihm, dass du ihn lieb hast.

Es wurde oft auf ihn geschimpft.

Und er hat immer noch Angst vor Nazis.

 

 

Und ich tanze durchs Zimmer

zu Van Morrisons "Brown Eyed Girl".

Sie wartet auf mich, just around the bend.

Da stoße ich mir meinen Fuß empfindlich an dem Zimmerman(n)sbuch,

das auf dem Boden liegt

und Mr. B.D. guckt mich ganz vorwurfsvoll an,

wie immer, wenn ich wie ein Jüngling zur Liebsten tanze.

Im Schatten findet man nur Schwarzlicht

und Woodstock fand tagsüber statt.

Das andere Zimmermannsbuch ist schwarz,

aber da steht nichts in Klammern,

es fehlen keine Buchstaben,

die veraliisiert

alibimäßig

eine Umleitung zum Gummiknüppel

sein könnten,

und der Mann, der das Brot bricht,

und den Wein reicht,

lächelt.

 

Wer im Keller bei dir ist,

keltert den Wein dir im Obergeschoss.

Und die Männer hinter den Schranktüren entzaubern sich langsam.

Zerknittere keine Buchseiten.

Es könnte sich um die Gesichter

von Mick Jagger und Bob Dylan handeln.

Und jetzt lass dir klares Wasser kredenzen.

Die Evangelikalen würden's labberig finden

aber die trinken ja auch Red Bull statt Wein.

Jesus braucht kein Revival.

Höchstens ab und zu eine Nackenmassage.



Wer eine Rose liebt, liebt auch ihre Dornen.
Wer einen Menschen liebt, liebt auch seine Fehler.
(Horst Fleitmann)





Den Musikern der 60er Jahre gewidmet.

 

 

  © by Patrick Rabe, 19. Oktober 2019, Hamburg,

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