Brigitte Waldner

Sieger in den Herzen


Ich war schon an die fünfzig Jahre, als mir das Kleid noch passte,
das ich für den Ballettauftritt mit sechzehn Jahren nähte.
Ich war sehr schlank und leicht, maskiert mit weißer Maske,
der Rock aus weichem Tüll, der mich grazil umfasste.

Ich nähte bunte Perlen dran, den weißen Stoff zu schmücken,
sowie ein dunkellila Band, kontrastreich zu entzücken.
So ging ich dann zum Maskenball als Julia mit Romeo,
der um zehn Jahre jünger war, ein wahrlich hübscher Chico.

Den Chico machte eine Frau aus unserem kleinen Orte,
man sah uns als das schönste Paar, so hörten wir die Worte.
In der Jury war auch ein Mann, den kannte ich persönlich,
schon von der Arbeit seinerzeit, sein Name war Herr Fröhlich.

Sie zwangen uns um Mitternacht, die Masken abzunehmen,
Getränke oder Speisen gab es als Preise zu gewinnen.
Zur Demaskierung nicht bereit vor einer Preisvergabe,
befragten mich zwei Unbekannte, wo ich den Wohnsitz habe.

Ich sagte meinen Namen nicht, und auch nicht, wo ich wohnte,
so wurden wir disqualifiziert, da man uns nicht erkannte.
Ich lade Unbekannte nicht zum Einbruch in mein Wohnhaus,
das müsste jeder klar verstehen, dachte ich im Voraus.

Denn ich verstand nicht, was dort vorging, wer etwas wissen wollte,
ich sagte nur, ich bin vom Ort, falls ich gewinnen sollte.
Der Abend war doch wunderschön, wir hatten Spaß und tanzten,
wir fanden uns im Mittelpunkt, wie Moviestars, die glänzten.

Die ersten Drei gewannen Speisen, der Vierte und der Fünfte
erhielten noch Getränke. Ich hörte, wie so mancher sagte,
dass wir als schönstes Maskenpaar des Balles leerausgingen.
Ein Raunen ging durchs Publikum: Wir siegten in den Herzen.

Herr Fröhlich hat mich nicht erkannt, sonst hätten wir gewonnen.
Im nächsten Jahr sind wir nicht mehr zum Maskenball gekommen.
Was zählen dort Kostüm und Maske, die Jury ist befangen,
die Freundschaft mit der Dame ist ob dem zu Bruch gegangen.

Ich habe damals hinterher vom Wirten selbst erfahren,
gewinnen kann, wer Stammgast ist, was wir ja dort nicht waren.
Sie laden stets zum Feste ein, und winken mit den Preisen:
Das Gratisessen kriegt nur wer aus auserwählten Kreisen.

Text und Foto: © Brigitte Waldner

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.01.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Nimm doch die Freiheit dir heraus,
gönne dir ein, zwei Flaschen Gutes,
trag den Gedichtband mit nach Haus,
gleich bist du guten Mutes.

Bebet der Vulkan, die Erde zittert,
wenn ein Asteroid herniederfällt,
bleib locker und sei nicht verbittert,
weil nur die schönste Stunde zählt.

Das Leben ist zu kurz zum Schmollen,
dafür nimm dir nicht die Zeit,
schöpfe Freude und Frohsinn aus dem Vollen,
leg die Sorgen ab unter Vergangenheit.

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