Robert Müller
Landleben
Lärm, das war sein täglich BrotSo suchte er in seiner Not
eine Wohnung auf dem Lande
und fand sie mit viel Glück am Rande
eines mittelgrossen Weihers
ein Revier des grauen Reihers
Im Haus, da sah er ein paar Kinder
draussen Hühner, Schafe, Rinder
Lieblich war das anzuschauen
Den Nachbarn durfte er vertrauen
Er konnte so viel Glück kaum fassen
Alles schien perfekt zu passen
Eitel Glück für ihn allein?
Es wär zu schön, um wahr zu sein
Später musste er gestehn
drei Hähne hab er nicht gesehn
Und auch die grosse Schweinemast
übersah er in der Hast
An einem kalten Wintertag
als überall der Schnee noch lag
hatte er die Stadt erlassen
Er fand nicht einen Grund zu spassen
Was würde ihm der Neustart bringen?
Würd' er bald erleichtert singen?
Er dacht' ans Sprichwort von der Mücke:
'Sie schlüpft auch durch die kleinste Lücke'
Es kam die erste dunkle Nacht
Er hate sie total durchwacht
Nicht ein Tönchen war zu hören
das sein Schlafen könnte stören
Das muss sie sein, die Totenstille
Dagegen half nicht mal der Wille
sich über seinen Schritt zu freuen
Stattdessen fing er an, ihn zu bereuen
Seinen Kopf beherrscht ein Rauschen
Wie glücklich wär er, könnt' er tauschen
gegen etwas Stadtverkehr
Es fiele ihm bestimmt nicht schwer
Er hielte seine Ohren zu
und hätt' so für paar Stunden Ruh'
Der Frühling kam mit Sturm und Föhn
Das Wetter blieb drei Tage schön
Die Natur gedieh in Fülle
Da fährt der Bauer erste Gülle
Gezwungen hatte er eschlossen:
Die Fenster bleiben noch gschlossen
Die Zeit verstreicht, die Luft wird rein
Nun kann er endlich, endlich sein
Des Nachts bei offnem Fenster schlafen
Wie lange noch, bei so viel Schafen
die alle ihre Glöcklein tragen?
Doch hätte er das Recht zu klagen?
Da läuteten die Kirchenglocken
Selten ist er so erschrocken
Gegen sechs die ersten Hähne
Dann die Flügelschläge zweier Schwäne
Ein Enterich mit viel Geschnatter
Traktoren fahren mit Geratter
Die Amsel hätt' er fast vergessen
Sie pfeift ihr Liedchen wie besessen
Kühe muuhen in den Ställen
Blüenstaub bis an die Schwellen
Es kommt der Mai, die Frösche quaken
Es fehlen nur noch Kakerlaken
So etwa sieht Landleben aus
Was war denn das? Oh Schreck, oh Graus!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.05.2020.
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