Brigitte Waldner

Regentropfenballade


Nach langem Warten auf den Regen
begann sich etwas zu bewegen;
das Blau des Himmels wurde weiß,
die Sonne schien nicht mehr so heiß,
ein Quellgewölk kam aufgezogen,
das aber wiederum entwich,
vom Föhnwind direkt abgebogen.
Die Schäfchenwolken zeigten sich

wie transparente Wolkenschleier,
wie Federchen vom Silberreiher,
formierten sich kurzum und klar,
wie kreativ der Himmel war.
An ihren feinen Rippenbögen
erkannte man, es war soweit,
bald fiel der heiß ersehnte Regen,
der Himmel war dafür bereit.

Die Wolken wurden immer dichter
versteckten alle Himmelslichter,
umschlangen auch die Bergeshöh,
sie blieben aber hell, wie Schnee.
Ganz zaghaft fielen erste Tropfen
herunter auf das trockne Land,
die Samen, die den Schlauch verstopfen,
nahm ich heraus mit meiner Hand.

Sie lagen in den leeren Tonnen
von Eschenbäumen hergekommen,
vom Föhnwind einfach angeweht,
bei Tag und Nacht reich ausgesät.
Gemütlich fing es an zu regnen,
es tröpfelte ins Regenfass,
den Regenschirmen zu begegnen,
darauf war jedenfalls Verlass.

Ich schaute auf das Vieh auf Weiden
und dachte an das Kälteleiden,
es hatte draußen noch zehn Grad,
und rundherum Elektrodraht.
Die Lämmer waren erst geboren,
der Regen duschte kalt ihr Fell,
die Mutterschafe frisch geschoren,
der Regen wusch sie alle hell.

Es gab eins unter vielen Jungen,
das war ganz lieb in Schwarz gelungen,
es blökte und es lief im Kreis
mit anderen, die waren weiß.
Sie zitterten und schüttelten
das kalte Nass von jedem Pelz,
sie standen rum, vermittelten,
nicht jedem Schaf gefällt‘s.

Der Garten war schon schwer geschunden,
die Bäume zeigten dürre Wunden,
willkommen war der Niederschlag,
wenn es nicht strenger kommen mag.
Es schäumte weiß und bunt changierend
das Wasser, das aus Traufen fiel,
ich hielt das wohl für alarmierend,
weil ich doch reines Wasser will.

Der Fluss fing wieder an zu fließen,
was Mensch und Tiere oft vermissen,
das Rauschen wurde wieder lauter,
die ungestümen Wellen trauter,
der Regen fiel allmählich stärker,
der Wassermenge wurde mehr,
die Vögel waren abgeklärter,
sie flogen darin hin und her.

In Hainen mit den bunten Büschen
hing Nebel transparent dazwischen,
verschleierte den Bergeshang.
Das dauerte oft Tage lang,
dass er die Sicht zu den Gebirgen
verstellt mit zauberhaftem Bild.
Dort, wo die Nebelfeen wirken,
wird alles mildernd eingehüllt.

Der Niederschlag hielt viele Stunden,
das Durstige mal zu gesunden,
der Himmel blieb ganz wolkendicht,
und draußen dunkelte das Licht.
Die Katze blieb natürlich lieber
am Heizungskörper müde sitzen.
Die Vögel sangen keine Lieder,
gewiss fiel Schnee auf Bergesspitzen.

Und immer näher kam der Abend,
die Schafe standen stumm beklagend
in Kälte ohne Unterstand,
man hatte keinen Stall zur Hand.
Die Aussicht wurde immer trüber,
der Nebel schlich sich näher an,
die blauen Fässer gingen über,
und sauber fühlte Luft sich an.

Das gute Wetter, sozusagen,
kam immer nur an Regentagen;
im Sonnenschein gedieh Natur
bei regulärer Nasszufuhr.
Bequem wird jener Morgen werden,
erlangt die Sonne wieder Macht,
besonders für die Lämmerherden,
nach einer kalten Regennacht.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.05.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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