Ernst Wetzel

Corona-Ballade

Corona – ein Virus fremdbestimmt unsere Gesellschaft               28.4.2020

Im Dezember 2019 plötzlich ein Virus in China, Region Wuhan, entsprang,
dem es dann in doch relativ kurzer Zeit gelang,
die Welt zu erobern und Gesellschaften zu machen angst und bang‘,
als Covid 19 namentlich kreiert erhielt er enormen politischen Rang.

Anfangs von fast allen Entscheidungsträgern wohl eher unterschätzt,
hat er inzwischen die Welt in Angst und Schrecken versetzt.
Fast täglich wird über Versäumnisse und Mängel geschwätzt,
sogar politische Staatssysteme gegeneinander aufgehetzt.

Die VR China versuchte das Problem erst einmal zu verstecken,
es als händelbares lokal zu lösendes Problem informationell einzudecken,
mit Maßnahmen eines Zentralstaates den Virus schnell auszurecken,
um seinen internationalen Status – u. a. der Hygiene - nicht zu beflecken.

Der Virus fand von Menschen multipliziert seine internationalen Wege.
Die Staaten in Europa wurden sein nächstes geografisches Gehege.
Fragen, wo sind die Pandemiepläne und die nötigen Betten in der Intensivpflege,
das führte in den Gesellschaften zu einem enormen politischen Aufgerege.

In Deutschland hat man seit 2012 Pandemiepläne angemahnt,
das öffentliche Gesundheitssystem ausgedünnt, oftmals sogar ausgezahnt.
Die Privatwirtschaft übernahm gerne, stieß Unwirtschaftliches ab, hat abgesahnt,
sich in einer Marktwirtschaft das so entwickeln wird, hat die Politik wohl nicht geahnt.

Hinzu kamen die Strukturprobleme im sich verteuerndem Gesundheitssystem.
Immer wieder die „Schwarze Null“ zu halten im Haushaltsetat war das Problem.
Kostensenkungen (in Krankenhäusern, bei Medikamenten) waren dazu angenehm,
die Auswirkungen wurden in der Corona-Krise sichtbarer und waren sehr extrem.

Die Sorge um den exponentiellen Anstieg der Infektionen,
die mediale Sichtbarkeit des Sterbens auf (italienischen) Krankenhausstationen,
die fehlenden Intensivbetten und Beatmungsgeräte führte zu Mutationen
des Sterbens und der ethischen Frage, für wen kann sich das Wenige noch lohnen.

Sollte man die alten kranken Infizierten doch besser sterben lassen,
weil sie – ohnehin meist vorerkrankt – nichts mehr groß verpassen. (1)
Oder man sollte doch die Alten/Kranken vorsorglich machen zu Ghetto-Insassen,
in Altenheimen und Hotels, damit die Wirtschaft kann weiter ungehindert zufassen.

Diese Überlegungen sind nun mal sehr zynisch und lassen außer Acht,
weil sie nicht an junge kranke behinderte schutzwürdige Menschen haben gedacht,
dass die Bewältigung der Krise nicht werden darf zu einer Generationenschlacht
und unsere ethischen Grundwerte uns heilig sind und verdienen unsere Wacht. (2)

Die Politik reagierte – es entstand die von Vielen kritisierte „Hygiene-Diktatur“,
es gab Grundrechtseinschränkungen auf Zeit – der Gesundheit wegen – von Statur;
Grenz- und Geschäftsschließungen sowie Kontaktbeschränkungen wurden zur Tortour,
alle gingen, erlebt wie einst in früheren Schulzeiten, wieder mal „in Klausur“.

Plötzlich scheint uns hoffähig zu sein die gesellschaftliche Individualisierung,
sich öffentlich alleine zu bewegen ist proklamierte und geforderte Distanzierung,
auch in Kirchen, Synagogen oder Moscheen bei der Religionsausübung
ist es für religiöse Menschen ein traumatisierender Rückzug in die Isolierung.

Man soll jeden Menschen begegnen bis auf 1,5 Meter Distanz – dazu etwas angstvoll.
Er könnte ja vermeintlich Träger des Virus sein – das fände ich dann ja auch nicht toll.
Die Gestik meines Gegenübers verrät mir, als trüge ich einen Sprengstoffgürtel – groll …
Ich bin nun mal nicht asozial und brauche die Nähe – das jetzige Leben ist nicht so doll … .

Zum Teil hat die Politik gutmeinend übereifrig Maßnahmen beschlossen,
die dem Bürger vorkommen, sie seien keine Staatsbürger sondern föderale Eidgenossen,
weil sie mit ihrem Flickenteppich bei den Maßnahmen ihn machen verdrossen,
weil u. a. Schulen und Geschäfte im angrenzenden Bundesland noch sind geschlossen.

Auch darf man bei den Maßnahmen hinterfragen deren Verhältnismäßigkeit
bei den Festlegungen der Kriterien durch die jeweils föderale Stufe der Obrigkeit.
Zum Glück gibt’s noch Gerichte bis hinauf zur Verfassungsgerichtsbarkeit,
die unsere Demokratie wahren und weiterhin festigen ihre Wehrhaftigkeit.

Es erstaunt auch, in welchem kurzatmigem Zeitrahmen
man Milliarden an Geldsumme konnte so plötzlich hervorkramen
und in welcher Kürze dafür Gesetze fast einvernehmlich zustande kamen,
während andere politisch pressante Themen erscheinen zu erlahmen. (3)

Vereinzelt stießen Ministerien vor mit lösungsversuchenden Anliegen,
zugunsten der Unversehrtheit sollten andere Grundrechte versiegen.
Corona-App und Zwangsverpflichtung von Ärzten sollten führen zum Sieg,
erklärten damit Datenschützern und Berufsverbänden einen weiteren Krieg. (4)


Wir treten nun ein mit schrittweisen Lockerungen in die „Neue Normalität“,
die uns weiter fordern und einschränken wird in unserer Lebensqualität,
damit die Infektionskurve nicht wieder aus den steuerbaren Bahnen gerät.
Medikamenten- und Impfstoffsuche erfordern nun mal trotz Zeitdrucks Solidität.

Aber, wann erreichen wir den von uns ersehnten „normalen“ Zustand,
der noch vor 6 Wochen in höchsten DAX-Kursen seinen Ausdruck fand
und mit hohem Beschäftigungsgrad wurde zahlenmäßig benannt
und irgendwelche Grundrechte einzuschränken nie in Erwägung stand ?

Ich vermute, dazu braucht es mehr als nur ein Jahrzehnt,
weil wir unsere Schuldenlast – auch europaverpflichtend – haben ausgedehnt.
Und auch bei den Sozialversicherungsträgern wird mächtig gestöhnt,
an höhere Steuern und Sozialabgaben hat man sich bis dahin ganz sicher gewöhnt.

Was hat uns die Corona-Krise letztlich gelehrt ?
Dass uns das Leben auch manche Unwägbarkeit beschert.
Keinem Menschen sind persönliche Risiken ganz verwehrt.
Und immer mal solch eine Pandemie wiederkehrt. (5)

Bestimmte Verhaltensmuster wieder mehr zu betonen muss nicht überraschen.
Bei der Hygiene sollte der Virus aufgefangen werden in des Siebes Maschen.
Wenn wir u. a. vom Einkauf heimkehren schwerbepackt mit übervollen Taschen
zuerst einmal – altbekannter Ausruf an die Kinder – ordentlich die Hände waschen.

Und der Politik gegenüber sei die Forderung nach mehr Staat angeregt,
für Katastrophen- und Pandemiefälle wird wieder öffentlicher Vorrat angelegt,
auch in Krankenhäusern dafür vorgehaltene Intensivbetten festgelegt,
Medikamenten- und Schutzausrüstungsproduktion nach Europa zurückverlegt.
Die Maxime, mehr privat statt mehr Staat, hat die Corona-Krise partiell widerlegt.

 

(1) Heute vernahm ich eine Einlassung von Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen,
     im SAT1-Frühstücksfernsehen am 28.4.2020, man rette auf Kosten der Wirtschaft
     derzeit Menschen, die möglicherweise in einem „halben Jahr sowieso tot wären“.
(2) Ich erinnere an die Diskussion um das „lebenswerte Leben“ und die
     „Parasiten im deutschen Volkskörper“ in der Nazi-Zeit.
(3) Klimaschutz, Umweltschutz, Dritte Welt
(4) Pest, Cholera, Syphilis, Masern, Spanische Grippe, HIV, SARS CoV
(5) Die von Bundesgesundheitsminister Spahn initiierte, von China und Südkorea abgeguckte
     Tracing-App sollte die Bewegungsprofile von Handynutzern zentral speichern und verwerten.
     Das vom Landesgesundheitsministerium NRW initiierte Pandemie-Gesetz sollte es erlauben,
     medizinisches Personal zwangszurekrutieren, was ein Eingriff in die freie Wahl
     der Berufsausübung wäre.
     Dies alles am Parlament vorbei, dazu noch unbefristet.
     Es kam nach erheblicher Kritik der Opposition dann zur einvernehmlichen Lösung.
     Es sei in diesem Zusammenhang auch an die sehr strittige Diskussion um die
     sogenannten Notstandsgesetze 1968 erinnert.

Bild zum Gedicht Corona-Ballade

Ich habe diese Ballade gedichtet, nachdem die Feier des 90. Geburtstages meiner Schwiegermutter Mitte Mai abgesagt werden musste.
Zu Hause und im Restaurant kann der Gästekreis mit den entsprechenden Abstands-/Platzierungsregeln nicht untergebracht werden. Ihr (Stamm-)Lokal darf die Feier nicht durchführen.
Ferner musste die schon seit ca. einem Jahr durchgeplante Hochzeit meiner Nichte abgesagt und auf das nächste Jahr verlegt werden - mit entsprechenden finanziellen Folgen.
Ich vermisse zunehmend auch sehr die sozialen Kontakte meiner Breitensportgemeinschaften.
Ich fühle mich fremdbestimmt, weiß aber, dass die Maßnahmen notwendig waren und - hoffentlich gemildert - weiter notwendig sind.
Ernst Wetzel, Anmerkung zum Gedicht

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