Brigitte Waldner

Vorgegaukelte Gläubigkeit


Sie glauben an Gott und kennen ihn nicht,
den Schöpfer des Himmels und der Welt,
sie gaukeln sich vor, aus ihm strahle Licht,
dass ihnen das Leben dann leichter fällt.

Woher kam sein Geist? Sie steh‘n im Beruf.
Sie preisen den Herrn und seine Magie,
die Himmel und Erde aus Nichts erschuf,
sie senken die Häupter und beugen die Knie.

Sie preisen ihm Lob in ihrem Gesang,
dass er das Heilige demütig ehrt.
Sie schmücken die Lieder mit rührendem Klang,
was sich schon Jahrtausende ewig bewährt.

Sie stellen oft Fragen, man weiß nicht warum;
sie sagen: „Wir tun nichts“, das stimmt aber nicht.
man antwortet ehrlich und das ist doch dumm,
zu spät erkennt man die dunkle Absicht.

Sie kaufen sich Freunde und bechern damit,
beschädigen Sachen im fremden Haus,
sie achten auf Pflege und sind sehr beliebt,
sie leben von Beute jahrein und jahraus.

Sie wünschen sich Frieden und reichen die Hand,
mit Weihwasser kreuzigen sie ihre Stirn,
für Gott kleiden sie sich im schönsten Gewand.
Am Sonntag verdreht sich ihr ganzes Gehirn.

Danach sind sie wieder normal und gemein,
sie plündern und rauben bei Tag und bei Nacht,
entzünden ein Licht im Bildstock daheim
und gaukeln sich vor, „dass niemand was macht“.

Damit kommen sie bei Verhören gut an,
dann wird ihnen Narrenfreiheit gewährt.
Als Opfer von Gauklern fühlt man sich dann,
wenn einem der Nachbar das Leben zerstört.

Sie heben die Hüte und winken: „Grüß Gott“,
dann stehlen sie Schlüssel und steigen rücks ein
und mischen dem Opfer ein Gift ins Kompott,
im heiligen Schein „wird es Einbildung sein“.

Um eins in der Nacht und später um drei,
steigt einer der Räuber beim Dachfenster zu,
man wird überwältigt, man merkt nichts dabei,
erwacht schwer verletzt und betäubt aus der Ruh.

Kein Mensch schenkt dem Glauben: „Du hast nur geträumt!“
Bedroht vom Nachbarn mit Waffe und Wort,
die Spur zu verwischen, hat er nicht versäumt,
dann setzt er erfolgreich die Gläubigkeit fort,

gestützt von Komplizen, mit Beute bezahlt.
Maria im Bildstock, mit Blumen verklärt,
im Licht einer Kerze, schützt Raub und Gewalt.
Ein Gaukler erlangt, je mehr er begehrt.

© Brigitte Waldner

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Brigitte Waldner).
Der Beitrag wurde von Brigitte Waldner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.08.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Brigitte Waldner

  Brigitte Waldner als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Alles ist Windhauch: Ein Protokoll Gedichte und Worte - Trauer Abschied Erinnerung von Regina Elfryda Braunsdorf



Es ist ein - wirklich nicht verändertes - lyrisches Protokoll, entstanden im ersten Vierteljahr nach der plötzlichen Abwesenheit des besten Freundes und Seelenverwandten. Ein schmerzverbundenes Aufschreiben für die Erinnerung.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Nachdenkliches" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Brigitte Waldner

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wer ist Heidschi-bum-Beidschi? von Brigitte Waldner (Weihnachten)
Die einsame Frau von Uwe Walter (Nachdenkliches)
Noch ein Frühlingsgedicht von Ramona Schoen (Humor - Zum Schmunzeln)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen