Patrick Rabe

U-Bahn (goin' deeper underground)

(Eine U-nterirdische Vaginaldichtung phallischerArt)

 

 

Undo the Evolution

 

Adam dringt in Eva ein,

der Geist dringt in das Fleisch,

nur so entsteht, was schöpferisch,

gibt es auch viel Gekreisch.

 

Der Mann hat seit Jahrhunderten

das Weibliche regiert,

zur Hure seine Braut gemacht,

sich selber angeschmiert.

 

Doch Schöpfung kann nur Liebe sein,

herrscht in ihr nicht Gewalt,

Roxanne will keine Hure sein,

die Liebe nicht bezahlt.

 

Da kam der Eine in die Stadt,

hielt Reden gegen's Geld,

liebkoste, was zur Hure ward,

er rettete die Welt.

 

Doch schlug man ihn ans Marterkreuz,

auch er war nur ein Mann,

erst, wenn der alte Adam stirbt,

der Christ erstehen kann.

 

Und Friede wird auf Erden sein,

kein Krieg und kein Gericht,

ist Christus groß und Adam klein,

die Frau verinnerlicht.

 

*

 

Unter Bachantinnen

 

Sie starren ihn an, den Christus Dionysos,

sie wollen sein Blut, seinen Schwanz, seinen Stolz.

Ihre Mäuler schäumen in irrer Verdrehung

ihrer kranken Geister, schwarzsuppig vor Rache.

 

Dass der Mann, den sie töten, nie ein Täter gewesen,

wen schert es? Er sterbe für das Männergeschlecht!

Und sie reißen ihm die Gliedmaßen aus,

kotzen ihren Gallert auf seine Heilandsfrisur,

öffnen seinen Brustkorb

und furzen ihre Dämonen in seine Eingeweide.

 

Er liebte das Weib. Seine sterbliche Schönheit,

sein zartes Verzagen, seinen lieblichen Kamm,

seine gütige Seele, sein Muttererbarmen,

seine Eva-Treue, seine Lilith-Wildheit.

 

Und er sieht voll Entsetzen sie zu Männern geworden,

Affen mit Keulen, und den Speer in der Hand,

verwandelt in ihre Feinde,

während ihre Penisse noch aus ihren Hintern ragen.

 

Der Penis regiert, der Penis siegt,

nur dass das Weib jetzt der Phallusfall ist.

Und sie dreschen dem Heiland

ihren Vaginaschwanz in die Fresse,

 

reißen ihn auseinander

und jubilieren mit Jodeldiplom.

Danach geht das Weib in seiner eigenen Jauche unter

und brüllende Antimateriewölfe

dröhnen wie Kampfjets durchs finstere All.

 

 

*

 

 

Unter Teufeln

 

Der Teufel ist der Herr der Welt.

Das Geld.

Der Gute fühlt sich auserwählt.

Ein Held?

Wohl eher bloß der Depp vom Dienst.

Man grinst.

Er ist als Opfer konzipiert.

Und friert.

 

Die Mörder, Kinderschänder, Waffenhändler

finden ein Haar in der Suppe,

mit dem sie ihn erwürgen.

Er rennt zur Beichte wegen Brotkrümelsünden,

hält sich für den Satan,

weil er abends auf Uschi Obermaier onaniert

und denkt, dass er sein Karma nur ausgleichen kann,

wenn er sich für andere opfert.

 

Der Christus ist der Trost der Schwachen.

Ich muss lachen.

So werden Leute doppelblind,

die's eh schon sind.

Man haut sie auf die eine Wange,

und nicht lange,

dann halten sie die andre hin,

it's a sin!

Wer doof ist, und hat nix gelernt,

der wird entfernt.

Drum sei kein Depp und sei nicht gut,

sei auf der Hut.

Die Menschheit bringt mich bloß zum Kotzen,

alles F...!

 

Drum fahr mi'm Laster in den Weihnachtsmarkt,

fahr sie zu Quark!

Man kann ja nur die richt'gen treffen,

alle äffen.

Mir tut's nur für die Kinder leid.

Es schneit.

2017 wird bald ausgerufen,

die Monster scharren mit den Hufen.

Ich bin der Depp, ich oute mich.

Und Demokrat auch, sicherlich.

Der Mensch ist schlicht alternativlos,

warum ist er so schief bloß?

Kommt AfD hier an die Macht,

dann gute Nacht.

Mein Gott, es ist echt zum Verzweifeln,

als Himmelsfunke

unter Teufeln!

 

 

*

 

Unterhaltung mit Satan

 

Der dunkle Jakob geifert wild, die Grube ist voll Teer,

und Schaltkreise und Kabel, sie geben Ströme her.

Die Hölle ist am Toben, es bangt der letzte Christ,

Satanas will nicht sagen, dass er ein Junkie ist.

Er hängt an seinem Joystick, vom Hasch ganz weggedöst,

doch irgendwann kommt jemand, der auch noch ihn erlöst.

Ich rufe ihn im Dunkel, ich reich ihm meine Hand,

ein bisschen bin ich's selber, wenn er mich übermannt.

Er ist 'ne Sie, ein Wesen ganz ohne Geist und Leib,

er nimmt mich rasch von hinten, er fickt mich wie ein Weib.

Dann lacht die alte Schnatze: "Du bist noch nicht versöhnt.

Du siehst die Frau als Gegner, willst Blut, wenn sie dir stöhnt."

Da sage ich: "Was willst du, du altes Fahlgesicht?

In tausend Masken narrst du, bis hin zum Endgericht.

Doch deine Dro(h)gen schmurgeln im Liebesfeuer ein,

so sanft brennt meine Kerze. Willst du nicht bei mir sein?"

Da ruft es aus dem Dunkel: "Hör auf, und kämpfe nicht,

ich bin die schwarze Spinne, ich habe ein Gesicht.

Doch sei nicht ängstlich, lieb mich, und höre mir mal zu.

Ich bin ein zartes Wesen, in Wahrheit bin ich du."

Ich bin der Mann, der dich doch liebt, ich bin dein Bodensatz,

ich schlag nicht drauf, nur bei dir ein, hör auf zu kämpfen, Schatz!

Und alles, was dein Satan ist, woran du schier verbrennst,

ist das, was ewig anders ist, bis dass du es erkennst.

 

*

 

 

Uptowngirl

 

Uptowngirl, du musst den Kühlschrank abtau'n, Girl...

rief ich immer wieder Maria Magdalena zu.

Aber Martha hatte derartig laute Herbert-Grönemeyer-Musik angestellt, dass mein leises Betteln um einen Kuss lediglich in der Unterstadt zu hören war. Dort löste es allerdings ein Erdbeben aus und weckte Kissmet Kate.

 

*

 

 

Unreine Geister und ihre Rückkehr

 

 Ich trieb Magdalena sieben aus,

der achte ist geblieben,

ich kriegte ihn nicht aus ihr raus,

weil sie und ich ihn lieben.

 

Wir wälzen uns in Laken weiß,

und schaun‘ uns in die Augen,

sie raucht, ich stöhne, uns ist heiß,

wir saugen und wir saugen.

 

Wir kannten uns vor langer Zeit,

noch vor den ganzen Fragen,

wenn sie bei mir war, schwand das Leid,

ich konnt' ihr nicht entsagen.

 

Und heute schleich ich durchs Bordell

und klopf an alle Türen,

dort ist sie nicht, dort geht es schnell,

dort kann mich nichts verführen.

 

Sie heult mich an aus Videos,

sagt, sie will mich entführen,

mich haben, statt Lord Sidious

und mich als Geisel spüren.

 

Das turnt mich an, ich lass die Tür

nur einen Spaltbreit offen,

da fasst sie mich, und für und für

bedeckt sie mich mit Stoffen.

 

Mit Scharlachsamt und Goldbrokat

und vielen weichen Decken,

die schützen uns vor böser Saat,

wenn wir am Wahnsinn lecken.

 

Dann naht ihr Dämon Nummer Acht,

erst sanft, dann ohne Gnade,

wir weinen, dunkel ist die Nacht,

das Licht hält uns, sagt: "Schade!"

 

Lieb‘s, wie er aufsteigt, wie er kommt,

und sich in ihr verbreitet,

es ist nicht fromm, aber es frommt

uns, wenn sie uns zerreitet.

 

Am Tag, da dienen wir dem Licht,

sind bei den Freunden allen,

doch denk ich oft: "Vergiss mein nicht!"

Wie schön war es, zu fallen.

 

Ist Satan Mann, wehr ich ihn ab

und schick ihn in die Hölle,

als Frau bringt er mich in mein Grab,

dort les ich Doro Sölle.

 

Gestärkt von Mystik, Engelsklang

und dem, der immer da ist,

steig ich erneut, mir ist nicht bang,

solange er mir nah ist.

 

Und frage mich, wie's ihm wohl ging,

hat er sie ausgetrieben,

als sie sich wieder welche fing?

Es waren wieder sieben.

 

*

 

 

Unschuld

Kein Ort für Hass, nein nur Vergebung
für Loreleys gekämmtes Haar,
für ihrer Brüste kecker Hebung,
die manchem Mann das Ende war.

Vergebung für Bachanten-Huren,
die Bacchus rissen ganz kaputt,
die Auferstehung stellt die Uhren,
und er erhebt sich aus dem Schutt.

Die Frau, gequält so viele Zeiten,
tobt Rache unterm Mann am Kreuz,
doch einmal wird ihr Herz sich weiten,
und Ostern wird es allerseits.

Dann strecken Kinder, Jungen, Mädchen,
die Hände aus in Zärtlichkeit,
verbunden durch der Freundschaft Fädchen,
zu weicher Liebeslust bereit.

*

Unter der Haut

 

Die Narde ist verblüht, doch nicht die Narben.

Sie zeugen von der Freundin Spur an dir.

In deinem Herzen ward das "Du" zum "Wir",

das Alte leuchtet auf in neuen Farben.

 

Es starb dein Gott, doch Neues ward geboren,

du fandest in dein eigen' Selbst zurück,

und jene Nüchternheit, du nennst sie Glück,

und endlich fühlst du dich nicht mehr verloren.

 

Du singst das Lied vom Leben und vom Sterben,

vom Standpunkt und vom ewig Weitergeh'n,

vom Reifen und von blaugefühlter Klarheit.

 

Und diesmal ging dein Wesen nicht in Scherben,

und irrte zwischen Reigenfee'n.

Es blieb und fand im Salz der Haut zur Wahrheit.

 

 

 

 

 

Geschrieben zwischen 2016 und 2020.

 

© by Patrick Rabe, 9. September 2020, Hamburg.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.09.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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