Frank-Ulrich Meinhard
Nacht
Die Nacht legt sich zu mir, betastet mein Gesicht.
Weich wie ein Atemhauch sind ihre Hände.
Du blinde Schöne, Freundin, du
bereitest mir noch immer Furcht.
Ich verneige mich vor dir. Das
Glücksgefühl, dass du mich wahrnimmst,
mindert deine Kühle,
die mich schaudern lässt.
Ich gebe mich dir hin, lass mich entführen -
und werde morgen nichts mehr wissen
von einer unerhörten Reise in eine Welt,
die hinter Mond und Sternen liegt.
Es wird mir nur ein Ahnen bleiben
an den Tanz der Schatten, die,
bei Dunkelheit betrachtet,
Schwestern meiner Sehnsucht sind.
Bis zum ersten Hahnenschrei liegt
meine Liebste neben mir.
Blind, Freundin, sind wir beide.
Doch du lehrst mich, tastend zu erkennen.
Über das Vergessen hinaus
werde ich dich spüren
und innehalten, wenn dein
Elfengruß mich wispernd streift.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2020.
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