Was wollt ihr denn sehen?
Ihr vermutet immer Finten.
Wir sind schon die Kinder,
die keiner mehr schlug.
Und wenn wir uns freu’n,
schaut ihr nach da hinten,
in den dunklen Garten,
und wittert Betrug.
Nur euer Misstrauen,
es ist Gift in unsern Venen,
eure Ängste vor Schlägen,
sie zuckt auf in unserm Licht.
Und ihr tanzt in den Gärten,
während wir am Schuppen lehnen,
und uns dabei küssen,
Faust und Gretchen sind wir nicht.
Doch ihr seid wie Mephisto,
tanzt zu Klängen aus dem Boden,
und die Marschmusik Händels
kommt-Hallelujah!-durch die Luft.
Und ihr wollt mit uns tauschen,
macht es mit den alten Moden
eurer Flüssiggeschenke,
seht uns zu, wie ihr verpufft.
Und auch ihr greift euch einen,
den ihr Stellvertreter nennt.
Und ihr schlagt ihn zusammen,
mitten in der heilen Welt.
Es ist dieses Diffuse,
das, was ungeseh’n verbrennt,
was ihn kreuzigt an Tagen,
wo er euch sehr gut gefällt.
Und der alte Mann schweigt,
und ich geh zu meiner Süßen,
schenk Baron Lefuet
eignes Lachen, Tränen, Glück,
decke Tim Thalers Liebe
auf die Fratze, und zu Füßen
meiner schönen Geliebten
finde ich zu mir zurück.
© by Patrick Rabe, 4. Dezember 2020, Hamburg.
Dieses Gedicht ist eine Absage an eine Generation, die dachte, uns verarschen zu können, und mit derselben Schmierseife, mit der sie uns als Kinder eingeseift haben, rechts und links gleichzeitig an uns vorbeischliddern zu können, um ewig jung zu bleiben, und uns stattdessen ins Gras beißen zu lassen. Dorian ist natürlich die Hauptfigur aus dem Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2020. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Gottes Zelt: Glaubens- und Liebesgedichte
von Patrick Rabe
Die Glaubens-und Liebesgedichte von Patrick Rabe sind mutig, innig, streitbar, vertrauens- und humorvoll, sie klammern auch Zweifel, Anfechtungen und Prüfungen nicht aus, stellen manchmal gewohnte Glaubensmuster auf den Kopf und eröffnen dem Leser den weiten Raum Gottes. Tief und kathartisch sind seine Gedichte von Tod und seelischer Wiederauferstehung, es finden sich Poeme der Suche, des Trostes, der Klage und der Freude. Abgerundet wird das Buch von einigen ungewöhnlichen theologischen Betrachtungen. Kein Happy-Clappy-Lobpreis, sondern ein Buch mit Ecken und Kanten, das einen Blick aufs Christentum eröffnet, der fern konservativer Traditionen liegt.
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