Patrick Rabe

Wenn Sulamith tanzt


Wenn Sulamith tanzt,

tanzt sie euch zuschanden,

tanzt in allen Landen,

heller als der Tag.

 

Wenn Sulamith tanzt,

fallen alle Ketten,

nur der darf sie betten,

der sie wirklich mag.

 

Starr deine Herren

in Grund und Boden,

reiß ab die Hoden,

die nicht fruchtbar sind.

 

Die Männer tönten

lange von der Liebe,

leugneten die Triebe,

töteten das Kind.

 

Sulamith, tanze!

Tanz mit deinem König,

er gibt dir nicht wenig,

er gibt sich dir ganz.

 

Sulamith, tanze!

Schau in meine Augen,

kannst aus ihnen saugen

Lust-und Liebesglanz.

 

Starr deine Herren

in Grund und Boden,

reiß ab die Hoden,

die nicht fruchtbar sind.

 

Die Männer tönten

lange von der Liebe,

leugneten die Triebe,

töteten das Kind.

 

Sulamith tanzt,

 Flamme in den Augen,

nur der darf sie saugen,

der dahinter sieht,

 

mit ihr tanzte,

im Rausch durch dunkle Nächte,

sie barg im Bann der Mächte,

wo nur Tod geschieht,

 

sie liebte,

als alle sie verdammten

und Ofenglut entflammten,

ihr Wesen nicht verriet.

 

© by Patrick Rabe, 15. Dezember 2020, Hamburg.

 

Das Wesen, das ich hier meine, ist das Wesen der Weiblichkeit. Die voll sowohl spirituell wie auch sexuell entfesselte Weiblichkeit kann nur ein Mann aushalten, der das Zarte der weiblichen Seele nie beschädigt hat.  Das aneinander leiden kann in einen lustvollen Tanz führen, wenn man miteinander leiden konnte, und den jeweils anderen im Leid begriffen und getröstet hat. Denn dann kennt man auch die zarte Seite des anderen. Wer den anderen in der Asche halten konnte, darf auch mit ihm lodern. Der Tanz transzendiert. Auch Unterschiede und Entfernungen, wenn die Musik einen verbindet. Wer dann nicht dazu tanzen kann, ist raus. Ich behaupte, nur der kann die Langmut und Sanftheit lernen, von der im neutestamentarischen Hohelied die Rede ist, der auch vor der sinnlichen Seite der Liebe, wie sie das alttestamentarische Hohelied schildert, nicht zurückgeschreckt ist. Eine Liebe ohne Sex oder gar ein Zölibat verkennt die wesentlichen Seiten der Liebe, nämlich das Schöpferische und Leben zeugende. Das erstickt die Flamme, statt sie zu nähren, und versucht, ohne den „Umweg“ der sexuellen Liebe zu ihrer angeblich höchsten Form vorzudringen. Kirche hat im Endeffekt nichts weiter als Perversion hervorgebracht. Ihre heiligen Schriften sind wunderbar, aber sie nutzen die Weisheit nicht, die in ihnen steht, sondern huldigen nur einem halben Gott. Nämlich nur seiner kastriert männlichen Seite.

 

„Stark wie der Tod ist die Liebe, folternd wie die Hölle ihre Leidenschaft, ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs.“

 

(„Das Hohelied der Liebe von Salomo“, aus der Bibel, Altes Testament)

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