Janna Ney
Verluste
Einst schien es mir, als habe jedes Ding,
in dem mein Blick sich neugierig verfing,
Persönlichkeit und Male im Gesicht.
In mancher Nacht vermisste ich ein Licht,
selbst die Gardine schnitt Grimassen,
und wollte mich nicht schlafen lassen.
Sah ich vom Fenster aus die Wolken treiben,
erkannte ich, es würde keine bleiben,
wie ich sie für den Augenblick erhaschte.
Denn schon im nächsten Windzug überraschte
die Schäfchenwolke mich als wildes Tier,
das sein Gesicht verlor. Und über ihr
verzog der Mond sein volles Lachen
zu einen furchteinflößend großen Rachen.
So sah ich meine Welt als Kind.
Und lernte schnell, wie Menschen sind:
Nicht mal ein Windhauch muss passieren,
damit wir das Gesicht verlieren.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.01.2021.
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