Manuela Schneider
Er war, sie war, ich bin
Er war, sie war, ich bin
28.06.2003
Papa war Soldat.
Er berichtete mir über
Kampf, Krieg und Gewalt.
Alles Dinge, die mich nachdenken lassen.
Papa war Soldat.
Er erzählte mir,
wie Männer starben und Frauen trauerten.
Alles Dinge, die mich zum weinen bringen.
Papa war Soldat.
Er brachte mir bei,
dass ich keinen Menschen weh tun soll.
Denn sonst würde ich nicht nur ihnen Schmerzen bereiten.
~ ~ ~
Ich kämpfe meine eigene Schlacht.
Papa ist Soldat,
ich weine.
Tränen für die gefallen Männer,
für die einsamen Frauen.
Für die vaterlosen Kinder.
~ ~ ~
Mama war Richter.
Sie berichtete mir über
Gesetze, Rechte und Gewalt.
Alles Dinge, die von den Menschen kommen.
Mama war Richter.
Sie erzählte mir,
wie Männer ins Gefängnis kamen und Frauen weinten.
Alles Dinge, die mich berühren.
Mama war Richter.
Sie brachte mir bei,
alle Menschen gleich zu behandeln.
Denn sonst bekomme ich selbst keinen Respekt.
~ ~ ~
Ich bin mein eigener Gerichtshof.
Mama ist Richter,
ich vergieße Tränen.
Tränen für eingesperrte Männer,
für die allein gelassenen Frauen.
Für die armen Kinder.
~ ~ ~
Ich bin Lernende.
Ich berichte mir über
Menschen, Freunde und Liebe.
Alles Dinge, die mich glücklich machen.
Ich bin Lernende.
Ich erzähle mir,
wie schön das Leben sein kann.
Alle Dinge, die mich zum lächeln bringen.
Ich bin Lernende.
Ich brachte mir bei
zu vertrauen.
Ohne Schmerzen, ohne Respekt.
~ ~ ~
Ich kämpfe für das Vertrauen.
Ich richte über den Schmerz.
Mein Zwiespalt wächst:
Ein Auge weint,
das andere lacht.
~ ~ ~
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.08.2004.
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